Ziehen Sie alle Wörter in die richtigen Zeilen und vergleichen Sie dann die syntaktischen Funktionen von amicus.
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Dumnorix Helvetiis erat amicus. [vgl. Gall.1,9,3]
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Ille noster amicus sane tibi iratus est. [vgl. Att.1,8,1]
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Füllungsarten nominaler Herkunft
Wer zu den Nomina gehört ...
Das Wort "Nomen" bezeichnet deklinierbare Wörter ohne verbale Herkunft. Anders als die Wortart "Verb", bei der es sich nur um eine einzige Wortart - mit verschiedenen Erscheinungsformen - handelt, umfasst das Wort "Nomen" eine ganze Wortartenfamilie, zu der im engen Sinn das Substantiv, das Adjektiv und das Pronomen zählen. Zahlwörter gehören nur dann zur Familie der Nomina, wenn sie deklinabel sind. Adverbien können sich zwar häufig auf eine nominale Herkunft berufen, nämlich dann, wenn sie von Adjektiven gebildet sind, aber da sie grundsätzlich indeklinabel sind, gehören sie nicht mehr zur Familie der Nomina.
Nominativ
amicus der Freund amici die Freunde
Genitiv
amici die Freunde amicorum der Freunde
Dativ
amico dem Freund amicis den Freunden
Akkusativ
amicum den Freund amicos die Freunde
Ablativ
amico mit amicis mit den Fr. dem Fr.
longus,-a,-um lang celer,-ris,-re schnell
brevis, breve kurz
felix glücklich
longior, -ius länger
longissimus, -a, -um am längsten
ego, tu, is,ea,id sui, sibi, se, se
meus,-a,-um, tuus,-a,-um, eius suus,-a,-um
Demonstrativpronomen
hic, haec, hoc; ille, iilla, ullud
Relativpronomen
qui, quae, quod
Interrogativpronomen
qui, quae, quod quis, quid
Indefinitpronomen
aliqui quidam
causa / gratia (wegen)
in in (die Stadt), auf
ad zu, nach
apud bei, in der Nähe von
ante vor
post nach, hinter
a von
de von herab, über
ex aus
in in (der Stadt)
sub unter
unus,-a,-um ein, eine
duo,-ae,-o zwei
tres,tria drei
quattuor, quinque, sex vier, fünf, sechs
primus,-a,-um der erste, als erster
singuli, ae, a je ein
semel einmal
- von Adjektiven abgeleitet
docte gelehrt fortiter tapfer
fere ungefähr, in der Regel
ceterum übrigens
doctius gelehrter, ziemlich gelehrt
doctissime am gelehrtesten
Das Substantiv
Lateinische Substantive unterscheiden sich von deutschen Substantiven im Satz vor allem dadurch, dass sie grundsätzlich weder durch besondere Buchstaben noch durch Artikel kenntlich gemacht wurden. Bis ins 9. Jh. verwendete man nur Großbuchstaben („Majuskeln), erst dann wurden die scheller zu schreibenden Kleinbuchstaben („Minuskeln“) in den mittelalterlichen Kanzleien eingeführt. Anders als im Deutschen werden seit dem Hochmittelalter lediglich Eigennamen in lateinischen Texten groß geschrieben.
Lateinische Substantive können außerdem in mindestens fünf verschiedene Kasus treten, manche auch in einen Lokativ und einen Vokativ. Sie bilden somit deutlich mehr Formen als die Substantive der meisten modernen Fremdsprachen.
Substantiv (Beispiel villa) | ||
Singular | Plural | |
Nominativ | villa | villae |
Genitiv | villae | villarum |
Dativ | villae | villis |
Akkusativ | villam | villas |
Ablativ | villa | villis |
Lokativ | Romae | Athenis |
Vokativ | Marce! | Milites! |
Substantive kann man, wie fast alle grammatischen Phänomene, unter ganz verschiedenen Aspekten betrachten. In Lexika und älteren Grundwortschätzen werden sie alphabetisch aufgelistet, in modernen Grundwortschätzen häufig nach Bedeutungsfeldern (z.B. Politik, Religion, Heerwesen). In Lateingrammatiken werden Substantive oft nach ihrem allgemeinen Bedeutungsbeitrag („semantische Funktion“) sortiert. So finden sich z.B. die Bezeichnungen „Genitivus partitivus“ oder „Ablativus separativus“. Dabei liegen jedoch manchmal Missverständnisse vor: Bei einem „Genitivus partitivus“ bezeichnet nicht das Substantiv im Genitiv, sondern das übergeordnete Nomen den Teil (z.B. pars navium) und bei einem „Ablativus separativus“ bezeichnet nicht das Substantiv im Ablativ, sondern das übergeordnete Verb die Trennung (z.B. Athenis venire).
Um die Verwendung eines Substantivs in einem Satz zu verstehen, muss man also offensichtlich zuerst prüfen, ob das Substantiv von einem anderen Wort abhängig ist. So bedeutet z.B. Athenis nur in der Verbindung Athenis venire aus Athen, dagegen in der Verbindung Athenis vivere in Athen. Deshalb sind die Substantive in der Wachstafelngrammatik hauptsächlich danach sortiert, ob sie ein Verb ergänzen, als freie Angabe bei einem Verb stehen oder ein anderes Wort (besonders Adjektive oder Substantive) als Attribut ergänzen.
Erst in zweiter Hinsicht ist es sinnvoll, semantische Funktionen von Substantiven zu unterscheiden. Und dies betrifft nur Ergänzungen von esse, freie Angaben und Attribute, denn Ergänzungen von Vollverben verfügen nicht selbst über semantische Funktionen, sondern erhalten sie durch konkrete Vollverben. Für freie Angaben und Attribute werden in der Wachstafelngrammatik lateinische Typenbezeichnungen verwendet (z.B. „Ablativus temporis“ für nocte und „Genitivus qualitatis“ für magni animi), Ergänzungstypen zu esse sind mit deutschen Begriffen unterschieden (z.B. „Träger einer Aufgabe“ für consulis est).
Natürlich treten nicht nur Substantive in verschiedene Kasus, sondern alle Nomina und Verbalnomina. Falls diese substantiviert gebraucht sind, entspricht ihre Verwendung gewöhnlich der der Substantive.
Das Substantiv im Nominativ
Ein Substantiv im Nominativ kann eine Person, eine Sache oder einen Sachverhalt bezeichnen, die – je nach Prädikat – formal aktiv oder passiv ist. Syntaktisch übernimmt ein Substantiv im Nominativ meistens die Funktion eines Subjekts, es kann aber auch andere Satzgliedfunktionen ausüben
Ergänzung
Wie im Deutschen übernimmt ein Substantiv im Nominativ auch im Lateinischen meistens die wichtige Funktion eines Subjekts. Anders als im Deutschen muss jedoch nicht jeder Standardsatz explizit ein Subjekt enthalten, sondern es kann auch lediglich durch die Prädikatsendung angedeutet werden.
Sinnträger
Bei manchen Verben kann mit einem zusätzliches Substantiv oder Adjektiv im Nominativ ausgedrückt werden, wozu das Subjekt durch die - häufig passive - Verbalhandlung wird. Ein solches Nomen im Nominativ heißt Gleichsetzungsnominativ. Er ist für das ergänzte Verb so sinn-voll, dass er als Sinnträger gilt. Viele Verben erhalten durch die Konstruktion mit Gleichsetzungsnominativ eine besondere Bedeutung (putari mit doppeltem Nominativ – für etwas gehalten werden). Die Kombination von Subjekt und Gleichsetzungsnominativ nennt man "doppelten Nominativ". Bei aktivem Verb wird der Gleichsetzungsnominativ zu einem Gleichsetzungsakkusativ.
Verben mit Gleichsetzungsnominativ
dici, appellari, nominari, vocari | genannt werden | |
duci, existimari, iudicari, putari, haberi | gehalten werden für | |
creari, deligi | gewählt werden zu/als | |
fieri, effici, reddi | gemacht werden zu | |
videri | erscheinen | |
manere | bleiben |
Rectum putabat pro eorum honestate se pugnare, propter quos ipse honestissimus inter suos numerabatur. [S.Rosc.16] |
Er hielt für richtig, dass er sich für die Ehre derer einsetzte, wegen welchen er selbst als der Ehrenwerteste unter den Seinen galt.
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Wie im Deutschen bildet auch im Lateinischen häufig ein Substantiv im Nominativ zusammen mit sein / esse das Prädikat.
Freie Angabe
Manchmal erläutern Altersangaben oder zeitlich befristete Ämter sowohl einen Eigennamen als auch eine Verbalhandlung ("Fritz leistete sich als Kleinkind köstliche Versprecher"). Eine solche Erläuterung heißt in der Wachstafelngrammatik, wenn sie im Nominativ stehen, Nominativ-Adverbialapposition. .
Attribut
Wie im Deutschen tritt auch im Lateinischen häufig eine Gattungsbezeichnung wie "Stadt" oder "Fluss" als Apposition zu einem Eigennamen. Im Deutschen steht die Apposition meistens vor dem Bezugswort, im Lateinischen danach. Eine Apposition im Nominativ heißt in der Wachstafelngrammatik Nominativ-Apposition .
Das Substantiv im Genitiv
Im Deutschen und im Lateinischen werden nur wenige Vollverben durch ein Substantiv im Genitiv ergänzt (z.B. gedenken, sich erbarmen, meminisse, oblivisci). Häufig bildet dagegen ein Substantiv im Genitiv zusammen mit esse ein Prädikat, wobei solche Kombinationen je nach Substantiv ganz verschiedenen Sinn haben (z.B.gehören, Aufgabe sein, Bedeutung haben). Die Hauptfunktion eines Substantivs im Genitiv besteht aber im Lateinischen wie im Deutschen darin, als Satzgliedteil ein anderes Substantiv näher zu erläutern.
des Erinnerns und Vergessens
maiorum meminisse sich an die Vorfahren erinnern
veteris contumeliae oblivisci eine alte Beleidigung vergessen
des Kaufens, Verkaufens und Kostens
pluris emere teurer kaufen
der Gerichtssprache
feriis gaudere sich über die Ferien freuen
piget, pudet usw.
parvo emere billig kaufen
interest und refert
Curibus habitare in Cures wohnen
einen Besitzer
mulieris esse einer Frau gehören
eine Eigenschaft
magnae auctoritatis esse sehr angesehen sein
den Träger einer Aufgabe oder eines Kennzeichens
Magistri est discipulos docere. Es ist die Aufgabe eines Lehrers ...
einen ideellen Wert
pluris esse größere Bedeutung haben
... verleiht manchen Verben neue Bedeutung
parvi aestimare / ducere / facere / putare gering schätzen
einen Besitzer (Genitivus possessoris)
villa senatoris das Landhaus des Senators
eine Eigenschaft (Genitivus qualitatis)
homo magni ingenii ein sehr talentierter Mensch
eine empfindende Person (Genitivus subiectivus)
ira Neronis der Zorn Neros
eine von fremden Emotionen oder Verhaltensweisen betroffene Person oder Sache (Genitivus obiectivus)
misericordia miserorum Mitleid mit den Armen
eine übergeordnete Gesamtheit (Genitivus totius)
nemo nostrum keiner von uns
eine Erklärung (Genitivus explicativus)
nomen Caesaris der Name Caesar
in Form einer Apposition eine Kategorie
urbis Romae der Stadt Rom
Ergänzung
Im Deutschen kommen Genitiv-Ergänzungen nur selten vor, z.B. in der Formel "Herr, erbarme dich unser". Auch im Lateinischen haben nur wenige Verbgruppen die Eigenschaft, eine Genitiv-Ergänzung von sich abhängig zu machen.
sed etiam se
Verbgruppen mit Genitiv-Ergänzung:
meminisse, reminisci | sich erinnern | sächliches Objekt auch im Akk. möglich |
oblivisci | vergessen | sächliches Objekt auch im Akk. möglich |
commonefacere | erinnern | sächliches Objekt auch mit de möglich |
Memini enim, memini neque umquam obliviscar noctis illius, cum tibi vigilanti vana quaedam miser atque inania pollicebar. [Planc.101] |
Ich erinnere mich nämlich, ich erinnere mich und werde niemals jene Nacht vergessen, als ich dir, während du wachtest, unglücklich einige völlig nichtige Dinge versprach. |
emere | kaufen | Ein Geldwert kann nur in den Formen pluris, minoris, tanti und quanti im Genitivus erscheinen. Andere Geldwertangaben stehen im Ablativ. |
vendere | verkaufen | |
venire | zum Verkauf kommen | |
(con-) stare | kosten |
Vendo meum non pluris quam ceteri, fortasse etiam minoris. [off.3,51] |
Ich verkaufe meine Ware nicht teurer als die übrigen, vielleicht sogar billiger. |
accusare, arguere | anklagen | |
damnare | verurteilen | |
absolvere | freisprechen |
L. Flaccum tu accusas avaritiae, quem dicis sestertium viciens voluisse perdere? [Flacc.83] |
Den L. Flaccus beschuldigst du der Habgier, von dem du sagst, er habe zwei Millionen Sesterzen vergeuden wollen? |
piget | es verdrießt | |
pudet | es beschämt | |
paenitet | es reut | |
taedet | es ekelt | |
miseret | es erbarmt |
Quamquam mihi inimicus subito exstitisti, tamen me tui miseret, quod tibi invideris. [Phil.2,90] |
Obwohl du plötzlich mein Feind geworden bist, tust du mir doch leid, weil du dir selbst im Weg stehst. |
interest | es ist wichtig | |
refert |
Interest und refert: Interessierte Person, Gegenstand und Grad des Interesses
Die interessierte Person steht im Genitiv oder, wo im Deutschen Personalpronomen erscheint, im Ablativ Singular Femininum des Possessivpronomens (mea, tua, sua, nostra, vestra, sua), enstanden aus mea refert:
Una in domo omnes, quorum intererat, totum imperium populi Romani nundinabantur. [Phil.3,10] |
In einem Palast konnten alle, die Interesse daran hatten, das ganze Reich des römischen Volkes erschachern. |
Vestra, qui cum summa integritate vixistis, hoc maxime interest, in magnis disquisitionibus vitam unius cuiusque esse testem. [Sull. 79] |
Für euch, die ihr ein völlig unbescholtenes Leben vorweisen könnt, ist dies besonders wichtig, dass bei wichtigen Untersuchungen das Leben eines jeden (Angeklagten) Zeugnis ablegt.
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Den Gegenstand des Interesses bezeichnet ein bloßer Infinitiv (bei logisch gleichem Subjekt), ein AcI (bei verschiedenem Subjekt), ein abhängiger Fragesatz oder ein neutrales Pronomen:
Vestr?, qui cum summa integritate vixistis, hoc maxime interest, in magnis disquisitionibus vitam unius cuiusque esse testem. [Sull. 79] |
Für euch, die ihr ein völlig unbescholtenes Leben vorweisen könnt, ist dies besonders wichtig, dass bei wichtigen Untersuchungen das Leben eines jeden (Angeklagten) Zeugnis ablegt. |
Schließlich wird der Grad des Interesses durch ein Adverb oder einen Genitiv ausgedrückt:
Vestra, qui cum summa integritate vixistis, hoc maxime interest, in magnis disquisitionibus vitam unius cuiusque esse testem. [Sull. 79] |
Für euch, die ihr ein völlig unbescholtenes Leben vorweisen könnt, ist dies besonders wichtig, dass bei wichtigen Untersuchungen das Leben eines jeden (Angeklagten) Zeugnis ablegt. |
Sinnträger
Im Deutschen besteht ein zweiteiliges Prädikat häufig aus einer finiten Form von sein und einem Substantiv im Nominativ, nie jedoch im Genitiv. Im Lateinischen ist das anders: Ein zweiteiliges Prädikat kann aus einer finiten Form von esse und einem Substantiv im Genitiv als Sinnträger bestehen, wobei diese Kombination dann frei ins Deutsche übertragen werden muss. Die Funktion eines Sinnträgers kann ein lateinischer Genitiv auch bei solchen Verben übernehmen, die durch einen Genitiv (z. B. magni oder parvi) die zusätzliche Bedeutung einschätzen bekommen (z.B. facere und ducere).
Omnia, quae mulieris fuerunt, viri fiunt nomine dotis. [top.23] |
Alles, was der Frau gehört hat, wird unter dem Begriff Mitgift zum Eigentum des Mannes. |
Dumnorigem magni animi, magnae inter Gallos auctoritatis (esse) cognoverat. [Gall.5,6] |
Er wusste, dass Dumnorix hochmütig und bei den Galliern sehr einflussreich war. |
Tardi ingeni est rivulos consectari, fontes rerum non videre. [de orat.2,117] |
Es ist die Eigentümlichkeit eines trägen Geistes, Rinnsale zu verfolgen, aber die Quellen nicht zu sehen. Es zeugt von einem trägen Geist … |
Mea mihi conscientia pluris est quam omnium sermo. [Att.12,28,2] |
Mir ist mein Gewissen mehr wert als das Gerede von allen. |
facere | schätzen | |
aestimare | ||
ducere | ||
putare |
Mihi ab adulescentia suasi, nihil esse in vita magno opere expetendum nisi laudem atque honestatem, in ea autem persequenda omnis cruciatus corporis, omnia pericula mortis atque exsili parvi esse ducenda. [Arch.14] |
Ich bin seit meiner Jugend der Überzeugung, dass nichts im Leben mit großer Mühe erstrebt werden muss außer Ruhm und Ehre, dabei aber alle Qualen des Körpers, alle Gefahren des Todes und der Verbannung gering geachtet werden müssen. |
Substantiv im Genitiv bei esse zur Bezeichnung des Trägers einer Eigenschaft oder Aufgabe
Wenn ein Infinitiv als Subjekt eine Eigenschaft oder Aufgabe bezeichnet und ein Substantiv im Genitiv den Träger dieser Aufgabe oder Eigenschaft, ergänzen wir im Deutschen das Wort "Eigenschaft" oder "Aufgabe".
Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare. [Phil.12,5] |
Eigenschaft eines jeden Menschen ist es zu irren, aber nur eines Dummkopfes, im Irrtum zu verharren. |
Statt des Personalpronomens der 1. oder 2. Person im Genitiv steht das Neutrum des Possessivpronomens.
Fuit meum quidem iam pridem rem publicam lugere. [Att.12,28,2] |
Meine Rolle war es freilich schon lange, den Staat zu betrauern. |
Besitzer bei esse im Genitiv oder im Dativ?
In manchen Fällen sind Besitzer und betroffene Person nur schwer zu unterscheiden. Grundsätzlich steht esse mit Genitiv bei Besitzern im eigentlichen materiellen Wortsinn, dagegen esse mit Dativ bei Besitzern im übertragenen Sinn.
Iam me Pompei totum esse scis. [fam.2,13,2] |
Du weißt schon, dass ich voll und ganz zu Pompeius gehöre. |
Nullus est aditus ad Nervios mercatoribus. [Gall.2,15,4] |
Kein Zugang zu den Nerviern besteht für Kaufleute. |
Attribut
Genitivus possessoris
Ein Genitivus possessoris bezeichnet einen Besitzer im weitesten Sinn (Personen und Sachen). Er verwirklicht ein Attribut oder einen Sinnträger.
Caesari nuntiatur Helvetiis esse in animo per agrum Sequanorum et Haeduorum iter in Santonum fines facere. [Gall.1,10,1] |
Caesar wurde gemeldet, dass die Helvetier planten durch das Ackerland der Sequaner und Häduer in das Gebiet der Santonen auszuwandern. |
Genitivus qualitatis
Ein Genitivus qualitatis bezeichnet zusammen mit einem Adjektiv eine Eigenschaft. Dabei verwirklicht er ein Attribut oder einen Sinnträger. Am besten wird er mit einem Adjektiv übersetzt.
Quo verius in causa nostra vir magni ingenii summaque prudentia L. Cotta dicebat, nihil omnino actum esse de nobis. [leg.3,45] |
Um so wahrer sagte in unserem Fall ein sehr geistreicher und äußerst kluger Mann, L. Cotta, dass überhaupt nichts betreffs unserer Person verhandelt worden sei. [Nach Ciceros und Cottas Meinung war das Gesetz über seine Verbannung nicht rechtmäßig.] |
Eigenschaft im Genitivus oder Ablativus qualitatis?
Genitivus subiectivus
Ein Substantiv im Genitiv kann im Lateinischen ebenso wie im Deutschen eine (abstrakte) Person bezeichnen, von der eine Handlung oder Empfindung ausgeht (die Trauer der Hinterbliebenen). Ein solcher Genitivus subiectivus übt die syntaktische Funktion eines Attributs aus.
Nihilne te nocturnum praesidium Palatii, nihil urbis vigiliae, nihil timor populi moverunt? [Cat.1,1]. |
Haben dich nicht die nächtliche Bewachung des Palatin, nicht die Nachtwachen der Stadt und nicht die Furcht des Volkes bewegt? |
Erläuterte Substantive
Possessivpronomen im Sinn eines Genitivus subiectivus
Statt des Genitivs des Personalpronomens steht – wie beim Genitivus possessivus – das Possessivpronomen:
Num infitiari potes te illo ipso die mea diligentia circumclusum commovere te contra rem publicam non potuisse. [Cat.1,7] |
Kannst du etwa leugnen, dass du an genau jenem Tag dich nicht gegen den Staat wenden konntest, weil du durch meine Umsicht eingeschlossen warst? |
Genitivus obiectivus
Ein Genitivus obiectivus nennt die vom Inhalt des Bezugswortes betroffene Person oder Sache. Wie der Genitivus subiectivus verwirklicht er ein Attribut.
Nihilne te nocturnum praesidium Palatii, nihil urbis vigiliae, nihil timor populi moverunt? [Cat.1,1] |
Haben dich nicht die nächtliche Bewachung des Palatin, nicht die Nachtwachen der Stadt und nicht.die Furcht des Volkes bewegt? |
Nunc populus nec flagitat rem ullam nec novarum rerum est cupidus. [Sest.104] |
Nun fordert das Volk nichts und ist nicht begierig auf Umsturz. |
Erläuterte Wörter
Genitiv des Personalpronomens als Genitivus obiectivus (nicht Gen.subi.)
Der Genitiv des Personalpronomens (mei, tui, nostri, vestri) hat in der Regel die semantische Funktion eines Genitivus obiectivus:
Vincebatur fortuna ipsa debilitatae gratiae nostrae tui caritate et meo perpetuo erga te amore. [fam.6,12,1] |
Selbst das Unglück meines geschwächten Einflusses wurde von der Liebe zu dir und meiner immerwährenden Sympathie für dich besiegt. |
Genitivus totius („Genitivus partitivus“)
Ein Genitivus totius nennt die Gesamtheit, zu der das Bezugswort einen Teil darstellt. Er verwirklicht ein Attribut.
Ariovistus tertiam partem agri Sequani occupaverat. [Gall.1,31] |
Ariovist hatte ein Drittel des sequanischen Siedlungslandes besetzt. |
Harum duarum rerum iustitia ad fidem faciendam plus pollet. [off.2,34] |
Unter diesen zwei Eigenschaften richtet die Gerechtigkeit beim Vertrauenserwerb mehr aus (als die Klugheit). |
Erläuterte Wörter
copia | Menge | |
pars | Teil | |
modius | Scheffel (8,75 l) | |
particeps | teilhaftig | |
expers | frei von | |
plenus | voll von |
quis, quid | wer, was | |
nemo | niemand |
satis | genug | |
parum | zu wenig | |
nimis | zu viel | |
ubi (bes. terrarum) | wo (in aller Welt) | |
quo | wohin |
Genitivus explicativus
Ein Genitivus explicativus („Genitivus definitivus“, „Genetivus epexegeticus“) spezifiziert als Attribut einen allgemeinen Begriff. Er kann als Appostion, mit einem zusammengesetzten Substantiv oder mit nämlich übersetzt werden.
Quamquam sensus abierit, tamen suis et propriis bonis laudis et gloriae mortui non carent. Tusc.1,109] |
Obwohl das Wahrnehmungsvermögen verloren gegangen ist, besitzen die Toten dennoch ihre ganz individuellen Güter, nämlich Ruhm und Ehre. |
Simulatio amicitiae repugnat maxime; delet enim veritatem, sine qua nomen amicitiae valere non potest. [Lael.92] |
Heuchelei widerspricht der Freundschaft besonders; sie zerstört nämlich die Wahrhaftigkeit, ohne die der Begriff Freundschaft leer ist. |
Erläuterte Substantive
Besonders häufig werden genus und causa durch einen Genitivus definitivus erläutert, seltener vox, nomen und vocabulum. Statt des Genitivus definitivus kann meistens auch im Lateinischen, wie im Deutschen, die entsprechende Apposition stehen.
Genitiv-Apposition
Meistens bildet ein Gattungsname, der einen Eigennamen im Genitiv erläutert, die Apposition.
Quod oppidum Cenabum pons fluminis Ligeris contingebat, veritus ne noctu ex oppido profugerent, duas legiones in armis excubare iubet. [Gall.7,11] |
Weil eine Brücke über den Fluss Loire zur Stadt Cenabum führte, befahl Caesar aus Furcht, dass die Bewohner nachts aus der Stadt fliehen könnten, zwei Legionen unter Waffen Wache zu halten. |
Ziehen Sie alle Wörter in die richtigen Zeilen und vergleichen Sie die syntaktischen Funktionen von virtutis.
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Caesar reminiscatur pristinae virtutis Helvetiorum. [vgl. Gall.1,13,4]
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Caesar propter opinionem virtutis proelium differre statuit. [vgl. Gall.2,8,1]
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Das Substantiv im Dativ
Anders als ein Substantiv im Genitiv übt ein Substantiv im Dativ überwiegend die syntaktische Funktion eines Objekts aus, indem es eine Person nennt, die von der Verbalhandlung betroffen ist (Marcus schenkt Paula ein Buch). Attribut kann es nur in Form einer Apposition sein. Als Adverbiale oder Sinnträger fungiert ein Substantiv im Dativ, wenn es einen Besitzer, Bevorteilten, Tätigen, Beteiligten, Interessierten oder Zweck anführt.
wie im Deutschen
tibi prodesse dir nützen
parentibus parere den Eltern gehorchen
anders als im Deutschen
litteris studere sich wissenschaftlich beschäftigen
suis favere seine Leute begünstigen
die mit Akkusativ eine andere Bedeutung haben
matrem consulere die Mutter um Rat fragen
avo consulere für den Großvater sorgen
futura providere die Zukunft vorhersehen
avo providere für den Großvater sorgen
eine Abstraktes oder Materielles besitzende Person
huic homini spes est für diesen Menschen besteht noch Hoffnung
huic homini villa est dieser Mensch besitzt ein Landhaus
die Richtung einer Emotion oder Funktion
cordi esse am Herzen liegen
odio esse verhasst sein
curae esse wichtig sein
usui esse nützlich sein
... verleiht manchen Verben neue Bedeutung
vitio dare als Fehler anrechnen
crimini dare zum Vorwurf machen
laudi dare loben
in Form einer Apposition eine Kategorie
oppido Gergoviae der Stadt Gergovia
eine begünstigte oder geschädigte Person oder Sache
(Dativus commodi)
(vitae discere für das Leben lernen)
einen Zweck (Dativus finalis)
(auxilio venire zu Hilfe kommen)
eine tätige Person (Dativus auctoris)
(Rustico ager arandus. Der Acker muss vom Bauer gepflügt werden.)
eine erstaunte 1. oder 2. Person (Dativus ethicus)
(Tu mihi Verrem defendis? Du verteidigst mir Verres?)
Ergänzung
Haeduo
Verbgruppen mit Dativ-Ergänzung:
prodesse | nützen | |
parēre | gehorchen | |
licet | es ist erlaubt | |
convenit | es gehört sich | |
dare | geben |
Quod licet Iovi, non licet bovi. [vgl. Terenz, Heauton timorumenos 797] |
Was Jupiter erlaubt ist, ist nicht (jedem) Rindvieh erlaubt. |
studēre | sich bemühen um | |
favēre | begünstigen | |
maledicere | verspotten | |
persuadēre | überreden, überzeugen | |
parcere | schonen | |
invidēre | beneiden | |
nubere | (einen Mann) heiraten | |
medēri | heilen |
Orgetorix civitati persuasit, ut de finibus suis cum omnibus copiis exirent. [Gall.1,2,1] |
Orgetorix überredete seinen Stamm, mit allen Vorräten aus seinem Gebiet auszuwandern. |
consulere | sorgen für | mit Akk.: um Rat fragen |
providere | sorgen für | mit Akk.: vorhersehen |
cavere | sorgen für | mit Akk.: sich hüten vor |
temperare | schonen | mit Akk.: leiten |
timere | besorgt sein um | mit Akk.: fürchten |
Ambiorix oravit Titurium pro hospitio, ut suae ac militum saluti consuleret. [Gall.5,27,7] |
Ambiorix (Häuptling der Eburonen) bat Titurius in Anbetracht der Freundschaft, für sein eigenes Wohlergehen und das seiner Soldaten zu sorgen. |
Exire ex urbe iubet consul hostem. Interrogas me: Num in exsilium? Non iubeo, sed, si me consulis, suadeo. [Cat.1,13] |
Hinauszugehen aus der Stadt befiehlt der Konsul dem Staatsfeind. Du fragst mich: Etwa ins Exil? Das befehle ich nicht, aber, wenn du mich um Rat fragst, empfehle ich es. |
Sinnträger
aditus ad Nervios
Certe huic homini spes nulla salutis esset, si publicani, hoc est, si equites Romani iudicarent. [Verr.2,3,168] |
Zweifellos bestünde für diesen Menschen keine Hoffnung auf Rettung, wenn Steuerpächter, das heißt, wenn römische Ritter Richter wären.(Tatsächlich bildeten Senatoren ein Geschwore-nengericht beim Prozess gegen Verres.) |
Omnibus ceteris Siculis iste odio est, ab Mamertinis solis amatur. [Verr. 2,4,15] |
Allen übrigen Bewohnern Siziliens ist Verres verhasst, nur von den Mamertinern wird ihm Sympathie entgegen gebracht. |
Wendungen mit doppeltem Dativ bei esse | |
alicui cordi esse | jdm. am Herzen liegen |
alicui invidiae esse | von jdm. beneidet werden |
alicui curae esse | sich um etwas kümmern |
alicui detrimento esse | jdm. schaden |
alicui honori esse | jdm. Ehre bringen |
alicui usui esse | jdm. nützen |
alicui odio esse | von jdm. gehasst werden |
Omnibus ceteris Siculis iste odio est, ab Mamertinis solis amatur. [Verr. 2,4,15] |
Allen übrigen Bewohnern Siziliens ist Verres verhasst, nur von den Mamertinern wird ihm Sympathie entgegen gebracht. |
Wendungen mit doppeltem Dativ bei Vollverben | |
alicui crimini dare | jdm. zum Vorwurf machen |
alicui vitio dare | jdm. als Fehler anrechnen |
alicui ignaviae tribuere | jdm. als Feigheit auslegen |
alicui laudi vertere | jdm. als lobenswert anrechnen |
Freie Angabe
Dativus commodi vel incommodi
Ein Dativus commodi bezeichnet eine Person oder Sache, zu deren Vorteil oder Nachteil etwas geschieht.
Non scholae, sed vitae discimus. | Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. |
Dativus finalis
Der Zweck einer Handlung kann im Deutschen in vielfacher Weise formuliert werden: durch einen damit-Satz, einen um-zu-Infinitiv oder eine Präposition mit Substantiv. Im Lateinischen kann dies ein einfaches Substantiv im Dativ. Häufig steht bei einem Verb sowohl eine Wem-Ergänzung als auch ein Dativus finalis, so dass man von einem "doppelten Dativ" spricht.
Labienus quinque cohortes, quas minime firmas ad dimicandum esse existimabat, castris praesidio relinquit. [Gall.7,60,2] |
Labienus ließ fünf Kohorten, von denen er glaubte, dass sie nicht stark genug für einen Kampf seien, dem Lager zur Bewachung zurück. |
Dativus auctoris
Ein Dativus auctoris kann statt ab mit Ablativ eine tätige Person bei einer passivischen Prädikatshandlung, besonders beim Gerundivum der Notwendigkeit, bezeichnen.
Erit verendum mihi, ne non hoc potius omnes boni serius a me quam quisquam crudelius factum esse dicat. [Cat.1,5] |
Ich werde fürchten müssen, dass eher irgendjemand sagt, dies (die Anordnung der Todesstrafe) sei von mir zu grausam getan worden, als dass alle Guten sagen, dies sei zu spät getan worden. |
Si quid in hac causa mihi susceptum est, Quirites, id ego omne me rei publicae causa suscepisse confirmo. [Manil.71] |
Wenn in dieser Angelegenheit irgendetwas von mir unternommen wurde, ihr Römer, versichere ich, dass ich dies alles nur um des Staates willen unternommen habe. |
Dativus auctoris bei videri und probari zur Bezeichnung einer betroffenen Person
Bei videri und probari bezeichnet der Dativus auctoris eher eine betroffene als eine handelnde Person.
Legio Martia mihi videtur divinitus ab eo deo traxisse nomen, a quo populum Romanum generatum accepimus. [Phil.4,5] |
Die Mars-Legion scheint mir durch göttliche Vorsehung von diesem Gott ihren Namen bezogen zu haben, von dem das römische Volk der Überlieferung nach gezeugt wurde. (Eig: Von mir wird die Mars-Legion so gesehen, dass sie … ) |
Mihi egregie probata est oratio tua. [Tusc.4,8] |
Mir gefiel deine Rede sehr gut. (Eig. Von mir wurde deine Rede voll und ganz gut geheißen.) |
Dativus ethicus
Ein Dativus ethicus bezeichnet man im Lateinischen wie im Deutschen den Dativ des Personalpronomens der 1. oder 2. Person zur Bezeichnung innerer Anteilnahme (Komm mir ja nicht zu spät!).
Tu mihi M. Antoni exemplo Verris audaciam defendis? [Verr.2,3,213] |
Du verteidigst mir die Unverschämtheit des Verres mit dem Vorbild des Markus Antonius? |
Dativ-Adverbialapposition
Eine Adverbialapposition im Dativ sieht genau so aus wie eine Apposition, erläutert jedoch, z.B. durch ein kurzzeitig ausgeübtes Amt, nicht nur ein anderes Substantiv im Dativ, sondern auch das Prädikat. Deshalb verwirklicht sie ein bezogenes Adverbiale und wird meistens mit als übersetzt.
Quamdiu mihi consuli designato, Catilina, insidiatus es, me privata diligentia defendi. [Cat.1,15] |
Immer wenn du, Catilina, mir als designiertem Konsul nachgestellt hast, habe ich mich durch private Schutzmaßnahmen verteidigt. (Cicero war nur ein halbes Jahr lang designierter Konsul.) |
Attribut
Laodiceae
Dativus commodi bei Adjektiven
Bei bestimmten Adjektiven kann ein Substantiv im Dativ die betroffene Person bezeichnen.
alienus | fremd | |
aptus | passend | |
idoneus | geeignet | |
necessarius | notwendig | |
communis | gemeinsam | |
par | gleich | |
similis | ähnlich | |
invisus | verhasst |
Sensi ego in optimo filio mortem omni aetati esse communem. [Cato 68] |
Ich habe an meinem allerliebsten Sohn zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Tod jedes Lebensalter bedroht. |
Dativ-Apposition
Meistens bildet ein Gattungsname, der ein anderes Substantiv im Dativ erläutert, die Apposition.
T. Labienum legatum in Treveros, qui proximi flumini Rheno sunt, cum equitatu mittit. [Gall.3,11] |
Er schickte seinen Legaten Titus Labienus mit der Reiterei zu den Treverern, die unmittelbar am Rhein wohnen. |
Ziehen Sie Caesari jeweils in die richtige Zeile und vergleichen Sie die syntaktischen Funktionen dieses Substantivs im Dativ.
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Caesari renuntiatur Haeduos iter in Santonum fines facere. [vgl. Gall.1,10,1]
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Caesari omnia uno tempore erant agenda. [Gall.2,20,1]
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Das Substantiv im Akkusativ
Ein Substantiv im Akkusativ dient meistens als Objekt (arborem videre). Dabei ist die Verbindung zwischen Verb und Substantiv so eng, dass ein Verb mit Akkusativobjekt als transitives Verb bezeichnet wird, was bedeutet, dass die Satzhandlung vom Subjekt über das Prädikat auf das Objekt ‚übergeht’. Ein Gleichsetzungsakkusativ (aliquem consulem creare) fungiert als Sinnträger. Weniger häufig tritt ein Substantiv im Akkusativ als Adverbiale zur Bezeichnung einer Richtung oder einer räumlichen und zeitlichen Ausdehnung auf (Romam ire).
wie im Deutschen
arborem videre einen Baum sehen
anders als im Deutschen
milites iubere den Soldaten befehlen
te librum poscere von dir ein Buch fordern
Romam ire nach Rom gehen
servitutem sevire in Knechtschaft leben
die mit Dativ eine andere Bedeutung haben
matrem consulere die Mutter um Rat fragen
avo consulere für den Großvater sorgen
futura providere die Zukunft vorhersehen
avo providere für den Großvater sorgen
Italos socios vocare die Italer Bundesgenossen nennen
(vocare sonst: rufen)
hostes saevos putare die Feinde für wild halten
(putare sonst: glauben)
hominem iratum reddere einen Menschen wütend machen
(reddere sonst: zurückgeben)
eine Aussagebeschränkung (Akkusativus Graecus)
verba levis hinsichtlich der Behauptungen unzuverlässig
in Form einer Apposition eine Kategorie
oppidum Noviodunum die Stadt Noviodunum
ein Strecke oder einen Zeitraum (Akkusativus durativus)
milia passum abesse eine Meile entfernt sein
Troiam decem annos obsidere Troja zehn Jahre lang belagern
Ergänzung
Verbgruppen mit Akkusativ-Ergänzung:
laudare | loben | |
videre | sehen | |
dare | geben |
Quam diu etiam furor iste tuus nos eludet? [Cat.1,1] |
Wie lange noch wird uns dieser dein Wahnsinn verspotten? |
consulere | um Rat fragen | mit Dativ: sorgen für |
providere | vorhersehen | mit Dativ: sorgen für |
temperare | leiten | mit Dativ: schonen |
cavere | sich hüten vor | mit Dativ: sorgen für |
timere | fürchten | mit Dativ: besorgt sein um |
Quidquid id est, timeo Danaos et dona feren- tes. [Verg.Aen.2,49] |
Was es auch ist, ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen. |
iubere | befehlen | |
vetare | verbieten | |
(ad-)aequare | gleichkommen | |
adiuvare | helfen | |
deficere | jdm. ausgehen | |
fugere | fliehen vor | |
sequi | folgen | |
ulcisci | sich rächen an | |
fugit, praeterit; decet | es entgeht jdm.; es ziemt sich für jdn. |
Eo die, quo consuerat intervallo, hostes sequitur. [Gall.1,22,5] |
An diesem Tag folgte er den Feinden mit dem Abstand, den er gewohnt war. |
wenn die Richtung durch den Namen einer Stadt oder kleinen Insel angegeben wird, wie:
ire | gehen | ||
venire | kommen | ||
proficisci | aufbrechen |
Locutus est Diviciacus Haeduus: Se ex civitate profugisse et Romam ad senatum venisse auxilium postulatum. [Gall.1,31,9] |
Es sprach der Häduer Diviciacus: Er sei von seinem Stamm geflohen und nach Rom zum Senat gekommen um Hilfe zu erbitten. |
deren Bedeutung durch die Ergänzung wiederholt wird ("Akkusativ des Inhalts", auch bei sonst intransitiven Verben möglich), wie:
pugnam pgnare | eine Schlacht schlagen | |
servitutem servire | in Sklavenschaft leben |
Ego vestros patres, tu Scipio tuque C. Laeli, vivere arbitror, et eam quidem vitam, quae est sola vita nominanda. [Cato 77] |
Ich glaube, mein Scipio und du, mein Gaius Laelius, dass eure Väter noch leben, und zwar das Leben, das allein die Bezeichnung „Leben“ verdient. |
docere aliquem aliquid | jdn. etwas lehren | |
poscere / flagitare aliquem aliquid | von jdm. etwas fordern | |
(inter-) rogare aliquem aliquid | jdn. etwas fragen | (Akkusativ der Sache nur bei Pronomen im Neutrum, sonst de aliqua re) |
traducere / traicere / transportare aliquem aliquod flumen | jdn. über einen Fluss führen |
Caesar flumen Axonam exercitum traducere maturavit. [Gall.2,5,4] |
Caesar setzte sein Heer eilig über die Aisne. |
Formen des Akkusativs des Inhalts
Ein Akkusativ als inneres Objekt kann transitive und intransitive Verben ergänzen. Dabei lassen sich drei verschiedene Formen unterscheiden: Erstens steht er als „Figura etymologica“ bei Verben des gleichen Lexemfeldes (pugnam pugnare – einen Kampf kämpfen). Zweitens bezeichnet er eine besondere Erscheinungsform der Verbalhandlung (sanguinem sitire – nach Blut dürsten). Drittens besteht er im Akkusativ Neutrum eines Pronomens, wobei dieses eine nachfolgende Erklärung vorbereitet (id studere, ut). Wenn ein solches Pronomen bei einem transitiven Verb steht, können äußeres und inneres Objekt zusammentreffen (aliquem hoc monere, ut).
Zenonis sententiae sunt: solos sapientes esse, si mendicissimi, divites, si servitutem serviant, reges. [Manil.61] |
Zu Zenons Weisheiten gehört: Nur Weise seien, auch wenn sie bettelarm sind, reich, auch wenn sie in Sklavenschaft leben, Könige. |
Qui stadium currit, eniti et contendere debet quam maxime possit, ut vincat. [off.3,42] |
Wer ein Rennen über die Distanz eines Stadions läuft, muss sich mit ganzer Kraft anstrengen, damit er siegt. |
Eos hoc moneo, desinant furere ac proscriptiones et dictaturas cogitare [Cat.2,20] |
Diese Leute ermahne ich dazu, aufzuhören im Wahnsinn zu verharren und über Proskriptionen und Diktaturen nachzudenken. |
Sinnträger
Einen "doppelten Akkusativ" gibt es im Lateinischen nicht nur zur Nennung einer Person und einer Sache (z.B. docere aliquem aliquid), sondern auch, um Verben eine spezielle Bedeutung zu geben (z.B. aliquem consulem vocare). Ein solches zweites Substantiv oder Adjektiv nennt man Gleichsetzungsakkusativ. Er ist für das ergänzte Verb so sinnvoll, dass er als Sinnträger gilt. Manche Verben erhalten erst durch einen Gleichsetzungsakkusativ eine Bedeutung (declarare), andere erhalten durch einen Gleichsetzungsakkusativ eine besondere Bedeutung (putare mit AcI – glauben, putare mit doppeltem Akkusativ – halten für). Bei passivem Verb wird der Gleichsetzungsakkusativ zu einem Gleichsetzungsnominativ.
dicere, appellare, nominare, vocare | nennen | |
ducere, existimare, iudicare, putare, sentire | halten für | |
facere, efficere, reddere | machen zu | |
se praebere, se praestare | sich zeigen als | |
declarare | ausrufen als |
Me cuncta Italia, me omnes ordines, me universa civitas priorem consulem declaravit. [Pis.3] |
Mich hat ganz Italien, mich haben alle Stände, mich hat die ganze Bürgerschaft zum ersten Konsul ausgerufen. |
AcI statt Substantiv im Akkusativ bei Gleichsetzungsakkusativ im Neutrum
Utrum, obsecro te, aequius iudicas te naturae an tibi parere naturam? [Sen.ep.93,2] |
Hältst du es, ich bitte dich, für gerechter, dass du der Natur oder dass die Natur dir gehorcht? |
Freie Angabe
Accusativus exclamationis
In Ausrufen, die meistens mit o eingeleitet werden und ohne Prädikat stehen, steht die Person oder Sache, die den Ausruf ausgelöst hat, im Akkusativ, der durch ein Adjektiv näher erläutert wird.
O miserum et infelicem illum diem quo consul omnibus centuriis P. Sulla renuntiatus est, o falsam spem, o volucrem fortunam, o caecam cupiditatem, o praeposteram gratulationem! [Sull.91] |
O welch elender und unglücklicher Tag, an dem Publius Sulla von allen Zenurien zum Konsul gewählt wurde, o falsche Hoffnung, o flüchtiges Glück, o blinde Begierde, o übereilter Glückwunsch! |
Accusativus durativus
Ein Akkusativ der räumlichen und zeitlichen Erstreckung (Accusativus durativus) gibt Antwort auf die Frage „Wie hoch?“, „Wie tief?“, „Wie lang?“ oder „Wie breit?“. Er verwirklicht bei Verben ein Adverbiale.
Mithridates annum iam tertium et vicesimum regnat, et ita regnat, ut se non Ponti neque Cappadiciae latebris occultare velit. [Manil.7] |
Mithridates hat schon 22 Jahre lang die Königsherrschaft inne, und zwar so, dass er sich nicht in Schlupfwinkeln von Pontus oder Kappadokien verstecken will. |
Altersangabe nach natus im bloßen Akkusativ
Auch eine Altersangabe nach natus steht im Akkusativ der räumlichen und zeitlichen Erstreckung, wobei der Akkusativ in diesem Fall genau genommen den Anfangspunkt eines Zeitraums bezeichnet.
Cato annos quinque et octoginta natus excessit e vita. [Brut.80] |
Cato schied im Alter von 85 Jahres aus dem Leben. |
Zeitliches vor
Zeitliches vor kann durch die Präposition ante mit Akkusativ, das Adverb ante beim Ablativ (mensurae) oder das Adverb abhinc (heute vor) beim Akkusativ (der zeitlichen Erstreckung) wiedergegeben werden.
Horum pater abhinc duo et viginti annos est mortuus. [Ver.2,2,25] |
Deren Vater starb vor 22 Jahren. |
Akkusativ-Adverbialapposition
Ein appositives Adverbiale im Akkusativ sieht genau so aus wie eine Apposition, erläutert jedoch, z.B. durch ein kurzzeitig ausgeübtes Amt, nicht nur ein anderes Substantiv im Akkusativ, sondern auch das Prädikat. Es übt daher die syntaktische Funktion eines bezogenen Adverbiales aus und wird meistens mit als übersetzt.
Quotiens tu me designatum, quotiens consulem interficere conatus es? [Cat.1,15] |
Wie oft hast du mich als designierten Konsul, wie oft als amtierenden zu töten versucht? |
Attribut
Akkusativ der räumlichen Erstreckung bei Adjektiven
Ein Akkusativ der räumlichen und zeitlichen Erstreckung gibt bei longus oder altus die genaue Länge an.
Milites aggerem latum pedes trecentos triginta, altum pedes octoginta exstruxerunt. [Gall.7,24,1] |
Die Soldaten errichteten einen 330 Fuß breiten und 80 Fuß hohen Belagerungsdamm. |
Akkusativ der Beziehung („Akkusativus Graecus“)
Bei Dichtern und nachklassischen Autoren kann ein Akkusativ der Beziehung den Bereich eingrenzen, für den eine adjektivische Aussage gilt. Er fungiert dabei als Attribut.
Cynthia forma potens; Cynthia verba levis. [Prop.2,5,28] |
Cynthia, beeindruckend hinsichtlich ihrer Schönheit, doch unzuverlässig hinsichtlich ihrer Aussagen. |
Akkusativ-Apposition
Meistens bildet ein Gattungsname, der ein anderes Substantiv im Akkusativ erläutert, die Apposition (Attribut).
Erat iter per Sequanos, angustum et difficile, inter montem Iuram et flumen Rhodanum. [Gall.1,6,1] |
Es gab einen Weg durch das Gebiet der Sequaner, eng und schwierig, zwischen dem Juragebirge und der Rhone. |
Ziehen Sie die Wörter jeweils in die richtigen Zeilen und vergleichen Sie die syntaktischen Funktionen von tyrannos.
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Tulit Sicilia quondam multos et crudelis tyrannos [vgl. Verr.2.5.145]
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Nostra acta tyrannos vocas [vgl. Vatin.29]
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Das Substantiv im Ablativ
In der indoeuropäischen Sprache gab es mehr als sechs Kasus. Der Formenbestand verringerte sich im Lateinischen dadurch, dass mehrere Funktionen im „Ablativ“ verschmolzen. Nur für Ortsbestimmungen haben sich teilweise noch eigene Formen des Lokativs erhalten (domi, humi, ruri, Romae usw.).
Dem Vorteil des geringeren Formenbestands steht der Nachteil einer Vielzahl formal nicht unterscheidbarer semantischer Funktionen des Ablativs gegenüber. Anders verhält es sich, wenn eine Präposition vor dem Ablativ dessen Bedeutungsweite eingrenzt. Solche Ablative, die nur mit Präposition vorkommen (z.B. der Ablativus sociativus), begegnen jedoch nicht hier, sondern unter der entsprechenden Präposition im Kapitel „Die Präposition mit Nomen“.
Ein Substantiv im präpositionslosen Ablativ kann – anders als Substantive in den anderen Kasus – nie wörtlich übersetzt werden, da es einen Ablativ im Deutschen nicht gibt. Deshalb ist es auch schwieriger, ein Ablativ-Objekt von einem Ablativ-Adverbiale zu unterscheiden, denn ein Ablativ-Objekt kann nicht in der gleichen Weise wie ein Akkusativ-, Dativ- oder Genitivobjekt erfragt werden.
Ein Ablativ-Adverbiale liegt immer dann vor, wenn ein Substantiv im Ablativ das Prädikat in einer der Hinsichten erläutert, die bei der Beschreibung des Adverbiales in der Einführung genannt wurden. In diesen Fällen ist es sinnvoll, von einem Ablativus loci, temporis, modi usw. zu sprechen. Dagegen verwirklicht ein Substantiv im Ablativ ein Objekt, wenn es selbst keinen für ein Adverbiale charakteristischen Inhalt bezeichnet, sondern lediglich die Prädikatshandlung ergänzt (z.B. Munere fungitur - Er übt ein Amt aus. Curis vacant - Sie haben keine Sorgen). In der Wachstafelngrammatik werden solche Ablative in Objektfunktion nicht zu semantischen Gruppen zusammengefasst (z.B. als "Abl. separativus"), da damit nicht die semantische Funktion der Ablative, sondern der Verben, von welchen sie abhängen, bezeichnet würde. In Zweifelsfällen orientiert sich die Wachstafelngrammatik auch an deutschen Äquivalenten (z.B. gilt der Gegenstand der Trennung nach wegnehmen, berauben usw. als Objekt).
pecunia carere kein Geld haben
nobili loco natum esse aus vornehmem Haus stammen
honore afficere ehren
feriis gaudere sich über die Ferien freuen
parvo emere billig kaufen
Curibus habitare in Cures wohnen
Roma proficisci von Rom aufbrechen
munere fungi ein Amt ausüben
eine Eigenschaft
magno animo esse mutig sein
einen Aufenthaltsort
Athenis esse in Athen sein
einen Geldwert
multo esse teuer sein
Vorhandenes oder Fehlendes (Ablativus copiae et inopiae)
laude dignus lobenswürdig
eine Vergleichsgröße (Ablativus comparationis)
maior mure größer als eine Maus
eine Eigenschaft (Ablativus qualitatis)
puella magno animo ein sehr mutiges Mädchen
ein Maß (Ablativus mensurae)
multo facilius um vieles leichter
in Form einer Apposition eine Kategorie
Cicerone consule unter dem Konsul Cicero
(telo pugnare mit dem Speer kämpfen)
(cupiditate adductus aus Gier)
(magna voce canere laut singen)
(pace tua ohne dich zu provozieren)
(animo deficere den Mut verlieren)
(paulo antecedere ein wenig vorrücken)
(prima nocte in der ersten Nacht)
(Athenis in Athen)
Ergänzung
Die Objekt-Funktion eines Ablativs ist deutlich schwerer zu erkennen als die eines Akkusativs, Dativs oder Genitivs. Dies liegt nicht nur daran, dass es den Ablativ im Deutschen nicht gibt (s. Einleitung zum Ablativ), sondern auch daran, dass selbst das deutsche Äquivalent (häufig eine Präposition mit Nomen) nicht immer eindeutig als Prädikatsergänzung oder Umstandbestimmung bestimmt werden kann. Für die Übersetzung sind solche Zweifelsfälle jedoch unerheblich.
Verbgruppen mit Ablativ-Ergänzung:
carere | nicht haben | Eine Präposition muss stehen, wenn der Ablativ eine Person bezeichnet, und kann stehen, wenn der Ablativ eine Sache bezeichnet. Immer steht die Präposition bei den mit dis- und se- zusammengesetzten Komposita. |
egere | nötig haben | |
se abdicare | ein Amt niederlagen | |
exuere, spoliare, privare, orbare | berauben | |
desistere | ablassen | |
levare | erleichtern um | |
liberare | befreien | |
nudare | entblößen | |
solvere | lösen | |
vacare | frei sein |
Careo familiarissimis multis, quos aut mors eripuit nobis aut distraxit fuga. [fam.4,13,2] |
Mir fehlen viele ganz enge Freunde, die mir der Tod entrissen oder die Flucht entzogen hat. |
Parente P. Sestius natus est, iudices, homine et sapiente et sancto et severo. [Sest.6] |
Von einem weisen, erhabenen und strengen Mann, ihr Richter, als Vater stammt Publius Sestius. |
Archias Antiochiae natus est loco nobili. [Arch.4] |
Archias stammt aus Antiochien von einer vornehmen Familie. |
abundare | Überfluss haben an | Der Grenze zwischen (inhaltsleerem) Objekt und (instrumentalem) Adverbiale ist in diesem Fall besonders unscharf. |
augere | überhäufen mit | |
complere, explere | anfüllen | |
onerare | beladen mit | |
afficere | versehen mit |
Vercingetorix nostros magno incommodo afficiebat. [Gall.7,16,3] |
Vercingetorix fügte unseren Soldaten großen Schaden zu. |
gaudere | sich freuen | Alternativ kann der Gegenstand des Affekts auch mit Kausalsatz des Grundes (quod-Satz) beschrieben werden. |
dolere | Schmerz empfinden |
Adulescentes senum praeceptis gaudent, quibus ad virtutum studia ducuntur. [Cato 26] |
Junge Menschen freuien sich an den Ratschlägen der Alten, durch die sie veranlasst werden, nach Tugenden zu streben. |
emere | kaufen | Nur in den Formen pluris, minoris, tanti und quanti kann ein Geldwert auch mit Genitivergänzung ausgedrückt werden (s. "Genitivergänzung nach Verben des Kaufens"). |
vendere | verkaufen | |
vēnire | verkauft werden | |
conducere | mieten | |
(con-) stare | kosten |
Ii, qui ab hoste obsidentur, emere aquae sextarium coguntur minā. [off.2,56] |
Diejenigen, die vom Feind belagert werden, werden gezwungen, einen halben Liter Wasser für eine Mine (griechische Geldeinheit) zu kaufen. |
Caelius conduxit in Palatino non magno domum. [Cael.18] |
Caelius hat sich auf dem Palatin günstig ein Haus gemietet. |
habitare | wohnen | |
vivere | leben | |
se contineri | sich aufhalten | |
versari | sich aufhalten |
Numa Pompilius Curibus Sabinis habitabat. [Liv.1,18,1] |
Numa Poimpilius wohnte im sabinischen Cures. |
arcere | abhalten | Der örtliche Ausgangspunkt wird meistens durch die Präposition ab oder ex bezeichnet. Keine Präposition steht bei Eigennamen von Städten und kleinen Inseln (Rom?, Del?) sowie bei domo und rure, wenn diese kein Attribut bei sich haben (daher: ex Rom? urbe). |
cedere | weichen | |
currere | eilen | |
deicere, depellere | vertreiben | |
egredi, excedere | verlassen | |
ire | gehen | |
movere | bewegen | |
proficisci | aufbrechen | |
venire | kommen |
Multi iam menses erant et hiems praecipitaverat neque Brundisio naves legionesque ad Caesarem veniebant. [civ.3,25,1] |
Schon waren viele Monate vorüber und der Winter war zu Ende gegangen, aber aus Brindisi kamen keine Schiffe und Legionen zu Caesar. |
uti | gebrauchen | |
frui | genießen | |
fungi | ausüben | |
vesci | sich ernähren | |
potiri | sich bemächtigen | alternativ mit Genitiv-Ergänzung |
Orgetorix: Perfacile esse, cum virtute omnibus praestarent, totius Galliae imperio potiri. [Gall.1,2,2] |
Orgetorix sagte: Es sei sehr leicht sich der Herrschaft über ganz Gallien zu bemächtigen, da sie an Tapferkeit alle überträfen. |
est opus | es ist notwendig | |
contentus | zufrieden | |
dignus / indignus | würdig / unwürdig |
Quid tibi operā nostrā opus est? [Tusc.1,24] |
Wozu brauchst du unsere Hilfe? |
Quoniam fecisti, quod non licebat ex lege, supplicio dignus es. [inv.95] |
Da du etwas getan hast, was nach dem Gesetz nicht erlaubt war, verdienst du eine Strafe. |
Opus est mit Abl.
Bei opus est steht - vielleicht in bloßer Analogie zu usus est - die notwendige Sache im Ablativ.
afficere
Deutschen transitiven Verben entspricht häufig eine lateinische Umschreibung mit afficere aliquem aliqua re:
afficere aliquem poena | jdn. bestrafen | |
afficere aliquem exilio | jdn. verbannen | |
afficere aliquem supplicio | jdn hinrichten |
Sinnträger
Lacedaemonius quidam, cum ad mortem duceretur, fuit vultu hilari atque laeto. [Tusc.1,100] |
Ein gewisser Spartaner war, obwohl er zur Hinrichtung gebracht wurde, heiter und fröhlich. |
Malo vel cum timore domi esse quam sine timore Athenis tuis. [fam.4,7,4] |
Ich will sogar mit Angst lieber zu Haue sein als ohne Furcht in deinem Athen. |
Modius fuit sestertiis duobus. [Verr.2,3,174] |
Ein Scheffel kostete zwei Sesterzen. |
Freie Angabe
Ablativus instrumenti
Ein Ablativus instrumenti bezeichnet ein Mittel im eigentlichen oder übertragenen Sinn, indem er Antwort gibt auf die Frage „Womit oder wodurch?“. Er verwirklicht ein Adverbiale.
Helvetii operis munitione et militum concursu et telis repulsi hoc conatu destiterunt. [Gall.1,8,4] |
Die Helvetier ließen von diesem Versuch ab, weil sie durch die Verteidigungsanlage, durch die massierten Truppen und Geschosse zurückgetrieben wurden. |
Magnitudo periculi summo timore P. Quinctium afficit. [Quinct.6] |
Die Größe der Gefahr versetzt Publius Quinctius in größte Angst. |
Personen im Ablativus instrumenti
Personen können im - präpositionslosen - Ablativus instrumenti stehen, wenn sie nur als Mittel aufgefasst werden (Geißeln, Sklaven, Soldaten, Wächter usw.).
Caesar ea legione, quam secum habebat, militibusque, qui ex provincia convenerant, murum fossamque perducit. [Gall.1,8,1] |
Caesar ließ durch diese Legion, die er mit sich führte, und durch die Soldaten, die aus der Provinz zusammen gekommen waren, einen Erdwall und einen Graben ziehen. |
Ablativus causae
Ein Ablativ des Beweggrundes (Ablativus causae) bezeichnet den Grund für ein Handeln, indem er Antwort gibt auf die Frage „Warum?" oder "Worüber?". Der Grund kann ein innerer Beweggrund oder eine äußere Veranlassung sein.
Hoc se colle Galli fiducia loci continebant. [Gall.7,19,2] |
Auf diesem Hügel hielten sich die Gallier im Vertrauen auf den Ortsvorteil auf. |
His nuntiis litterisque commotus Caesar duas legiones in citeriore Gallia novas conscripsit. [Gall.2,1] |
Aufgrund dieser Nachrichten und Briefe ließ Caesar in Gallia citerior zwei neue Legionen ausheben.. |
Erläutertes Partizip Perfekt Passiv bleibt unübersetzt
Häufig erläutert ein Ablativus des Beweggrundes formal ein Partizip Perfekt Passiv (motus, adductus, territus). Da es meistens weitgehend inhaltsleer ist, kann es gewöhnlich unübersetzt bleiben.
Multo denique die per exploratores Caesar cognovit Considium timore perterritum, quod non vidisset, pro viso sibi renuntiasse. [Gall.1,22,4] |
Schließlich erfuhr Caesar, als der Tag angebrochen war, durch Kundschafter, dass ihm Considius aus Angst als Gesehenes gemeldet habe, was er überhaupt nicht gesehen hatte. |
Ablativus modi
Ein Ablativus modi bezeichnet die Art und Weise einer Handlung, indem er Antwort gibt auf die Frage „Wie?“. Er kann wörtlich oder mit Adverb übersetzt werden und verwirklicht ein Adverbiale.
Haec omnia summa cura et diligentia recognita et collata et ab hominibus honestissimis obsignata sunt. [Verr.2,2,190] |
All das wurde mit größter Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit geprüft, verglichen und von sehr ehrenwerten Menschen versiegelt. |
Deinde L. Flaccus et C. Pomptinus praetores, quod eorum opera forti fidelique usus essem, merito et iure laudantur. [Cat.3,14] |
Dann wurden die Prätoren Lucius Flaccus und Gaius Pomptinus ganz zu Recht gelobt, weil ich mich auf ihre mutige und zuverlässige Mitarbeit habe verlassen können. |
Präposition cum?
nein bei folgenden Substantiven: | möglich bei Substantiv mit Attribut | ja bei Substantiv ohne Attribut | |
iure | zu Recht | z.B. maximo gaudio oder maximo cum gaudio | z.B. cum sapientia |
dolo | listig | ||
casu | zufällig | ||
sponte | freiwillig | ||
silentio | in der Stille | ||
vi | gewaltsam | ||
iniuria | zu Unrecht | ||
fraude | betrügerisch | ||
voluntate | willentlich | ||
specie | unter dem Schein |
Ablativ der begleitenden Umstände
Ein Ablativ der begleitenden Umstände bezeichnet als Adverbiale die Umstände, unter denen eine Handlung stattfindet. Er steht meistens mit Attribut und häufig mit cum.
Hisce ominibus, Catilina, cum summa rei publicae salute, cum tua peste ac pernicie, proficiscere ad impium bellum! [Cat.1,33] |
Unter diesen Vorzeichen, Catilina, zieh aus in den verbrecherischen Krieg zum höchsten Wohl des Staates und zu deinem Unglück und Verderben! |
Ablativus limitationis / respectus
Ein Ablativus respectus („Ablativus limitationis“) bezeichnet einen Aspekt, indem er Antwort gibt auf die Frage „In welcher Hinsicht?“.
Quod vero dicere ausus es opera mea Pompeium a Caesaris amicitia esse diiunctum ob eamque causam culpa mea bellum civile esse natum, in eo non tu quidem tota re, sed temporibus errasti. [Phil.2,23] |
Was das betrifft, dass du zu sagen gewagt hast, Pompeius habe sich auf meine Initiative hin von der Freundschaft mit Caesar gelöst und deshalb sei der Bürgerkrieg durch meine Schuld entstanden, hast du dich bei dieser Behauptung zwar nicht vollständig, aber hinsichtlich der Zeiten geirrt. |
Ablativus mensurae
Ein Ablativus mensurae bezeichnet ein Maß, indem er Antwort gibt auf die Frage „Um wie viel?“. Er verwirklicht ein Adverbiale.
Omnes sensus hominum multo antecellunt sensibus bestiarum. [nat.deor.2,145] |
Alle Sinne der Menschen übertreffen weit die Sinne der Tiere. |
Castra Cleopatrae non longo spatio a Ptolemaei castris distabant. [civ.3,103,2] |
Das Lager Kleopatras war nur ein kurzes Stück von dem des Ptolemäus entfernt. |
Ablativus temporis
Ein Ablativus temporis bezeichnet einen Zeitpunkt oder einen Zeitraum, indem er Antwort gibt auf die Frage „Wann?“, „In welchem Zeitraum?“ oder „Nach welchem Zeitraum?“.
Prima luce Considius equo admisso ad Caesarem accurrit. [Gall.1,22,1] |
Im Morgengrauen galoppierte Considius zu Caesar. |
Caesar ipse Tarraconem paucis diebus pervenit. [civ.2,21,4] |
Caesar selbst gelangte in wenigen Tagen nach Tarragona. |
Diebus decem omni opere effecto exercitus traducitur. [Gall.4,18,1] |
Als die ganze Brücke nach 10 Tagen fertig gestellt war, wurde das Heer hinübergeführt. |
Präposition "in" bei Substantiven, die eigentlich keine Zeitbezeichnungen sind?
ohne Attribut: ja | mit Attribut: nein | ||
in pueritia | in der Kindheit | prima pueritia | in früher Kindheit |
in senectute | im Alter | summa senectute | im hohen Alter |
in bello | im Krieg | bello Persarum | im Perserkrieg |
Ablativus loci und Lokativ
Ein Ablativus loci bezeichnet einen Aufenthaltsort, indem er Antwort gibt auf die Frage „Wo?“. Er steht - präpositionslos - bei den meisten Stadtnamen, locus und totus.
Graeci homines deorum honores tribuunt eis viris, qui tyrannos necaverunt – quae ego vidi Athenis, quae in aliis urbibus Graeciae. [Mil.80] |
Die Griechen ehren diejenigen wie Götter, die Tyrannen ermordet haben – das habe ich in Athen und in anderen Städten Griechenlands gesehen. |
Quintus Titurius Sabinus cum tanta multitudine hostium nisi aequo loco aut opportunitate aliqua data legato dimicandum (esse) non existimabat. [Gall.3,17,7] |
Quintus Titurius Sabinus glaubte, dass er gegen eine solche feindliche Übermacht nur an einem günstigen Ort oder bei einer günstigen Gelegenheit kämpfen dürfe. |
Dixerat M. Marcellus non oportere ante de ea re ad senatum referri, quam dilectus tota Italia habiti et exercitus conscripti essent. [civ.1,2,2] |
Markus Marcellus hatte gesagt, man solle die Angelegenheit nicht vor den Senat bringen, bevor in ganz Italien Musterungen stattgefunden und Heere ausgehoben worden seien. |
Lokativformen
Präposition in?
ja | nein | |
in der Regel | in folgenden Spezialfällen: | – locus in der eigentlichen Bedeutung Ort |
– Substantive mit dem Attribut totus (tota urbe) | ||
– Namen von Städten und kleinen Inseln (Romae, Corinthi; Athenis) | ||
– Lokativformen domi, humi, ruri |
Ablativ-Adverbialapposition
Eine Adverbialapposition im Ablativ sieht genau so aus wie eine Apposition, erläutert jedoch, z.B. durch ein kurzzeitig ausgeübtes Amt, nicht nur ein anderes Substantiv im Ablativ, sondern auch das Prädikat. Deshalb verwirklicht sie ein bezogenes Adverbiale und wird meistens mit als übersetzt.
Qui nesciat te pridie Kalendas Ianuarias Lepido et Tullo consulibus stetisse in comitio cum telo? [Cat.15] |
Wer wüsste nicht, dass du am Tag vor den Kalenden des Januar im Konsulatsjahr des Lepidus und Tullus mit einer Waffe auf dem Komitium gestanden hast? |
Attribut
Ablativ copiae et inopiae
Ein Ablativ kann als Attribut bei Adjektiven der Fülle und des Mangels stehen.
plenus/a/um | voll | |
dignus/a/um | würdig |
plenus/a/um | voll | Wenn der Ablativ eine Person nennt, steht die Präposition ab, wenn er eine Sache nennt, steht entweder der bloße Ablativ oder ab/ex. |
dignus/a/um | würdig | |
vacuus/a/um | leer | |
liber/era/erum | frei | |
nudus/a/um | entblößt | |
inanis/e | leer | |
orbus/a/um | beraubt | |
inops | arm an |
Animus perturbationibus vacuus homines beatos efficit. [Tusc.4,38] |
Ein von Leidenschaften freier Geist macht die Menschen glücklich. |
Ablativus comparationis
Ein Ablativus comparationis bezeichnet auf die Frage "Als wer oder was?" bei Adjektiven im Komparativ eine Vergleichsgröße. Seine Bedeutung entspricht der von quam nach Komparativ (als).
Nihil est virtute amabilius. [Lael.28] |
Nichts ist liebenswerter als die Tugend. |
Ablativus limitationis / respectus bei Adjektiven
Ein Ablativus limitationis / respectus bei Adjektiven bezeichnet einen Aspekt einer Eigenschaft, indem er Antwort gibt auf die Frage „In welcher Hinsicht?“.
Q. Maximum colere coepi non admodum grandem natu, sed tamen iam aetate provectum. [Cato 10] |
Ich begann Quintus Maximus nicht als ganz Hochbetagten zu verehren, aber doch schon im vorgerückten Alter. |
Ablativus mensurae bei Adjektiven im Komparativ, post und ante
Ein Ablativus mensurae bezeichnet bei Adjektiven im Komparativ ein Maß, indem er Antwort gibt auf die Frage „Um wie viel?“.
Qua ex parte est Hibernia insula, dimidio minor, ut existimatur, quam Britannia. Gall.5,13,2] |
Auf dieser Seite liegt Irland, um die Häfte kleiner, wie man annimmt, als Britannien. |
Ablativus qualitatis
Ein Ablativus qualitatis bezeichnet, stets zusammen mit einem Adjektiv-Attribut, bei Substantiven eine Eigenschaft, indem er Antwort gibt auf die Frage „Von welcher Beschaffenheit?“.
Mnesarchus hos, quos nos oratores vocaremus, nihil esse dicebat nisi quosdam operarios linguā celeri et exercitatā. [de orat.1,83] |
Mnesarchus sagte, dass diejenigen, die wir Redner nennen würden, nichts als eine Art Handwerker mit schneller und geübter Zunge seien. |
Eigenschaft im Ablativus und Genitivus qualitatis
Ablativ-Apposition
Meistens bildet ein Gattungsname, der ein anderes Substantiv im Ablativ erläutert, die Apposition (Attribut).
Undique loci natura Helvetii continentur: una ex parte flumine Rheno latissimo atque altissimo, altera ex parte monte Iura altissimo, terti? lacu Lemanno et flumine Rhodano. [Gall.1,2,3] | Von allen Seiten werden die Helvetier durch die Lage ihres Wohnsitzes eingeengt: auf der einen Seite durch den sehr breiten und tiefen Rhein, auf der anderen Seite durch das sehr hohe Jura-Gebirge und auf der dritten Seite durch den Genfer See und die Rhone. |
Ziehen Sie die Wörter jeweils in die richtigen Zeilen und vergleichen Sie die syntaktischen Funktionen von pace.
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Si bellum omittimus, pace numquam fruemur. [Phil.7,19]
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Pace Lepidi res publica Cn. Pompei filium suo sinu complexuque recipiet. [vgl. Phil.13,9]
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Das Adjektiv
Ein Adjektiv bezeichnet im Lateinischen und im Deutschen gewöhnlich eine Eigenschaft. Es erläutert meistens ausschließlich sein formales Bezugsnomen (discipuli novi, Attribut), kann aber auch zusätzlich das Prädikat erläutern (discipuli laeti eunt in ludum, bezogenes Adverbiale oder "Prädikativum"). Ein Adjektiv bildet aber auch oft zusammen mit esse das Prädikat (discipuli seduli sunt, Sinnträger). Außerdem kann ein Adjektiv wie im Deutschen substantiviert gebraucht werden und dann alle syntaktischen Funktionen eines Substantivs ausüben. Allerdings ist ein substantiviertes Adjektiv im Lateinischen schwerer zu erkennen als im Deutschen, da man es nicht groß schreibt und da es keine Artikel im Lateinischen gibt.
Viele Adjektive können gesteigert werden. Ob dies möglich ist, hängt – wie im Deutschen – ausschließlich von der Bedeutung des Adjektivs ab.
Adjektiv | ||
Positiv | altus, alta, altum | hoch |
Komparativ | altior, altius | höher |
Superlativ | altissimus, altissima, altissimum | am höchsten |
Komparativ
Der Komparativ bezeichnet eine Über- oder Unterlegenheit, wenn eine Vergleichsgröße genannt ist. Wo kein expliziter Bezug steht, ist er entweder aus dem Kontext leicht zu ergänzen (wörtliche Übersetzung des Komparativs möglich) oder besteht im gewöhnlichen Maß (Übersetzung des Komparativs in diesem Fall mit ziemlich oder zu).
Locutus est Diviciacus: Peius victoribus Sequanis quam Haeduis victis accidisse, propterea quod Ariovistus, rex Germanorum, in eorum finibus consedisse. [Gall.1,31,10] |
Es sprach Diviciacus: Schlimmeres sei den siegreichen Sequanern als den besiegten Häduern zugestoßen, weil Ariovist, der König der Germanen, sich in ihrem Gebiet niedergelassen habe. |
Locutus est Diviciacus: Caesarem deterrere posse, ne maior multitudo Germanorum Rhenum traducatur. [Gall.1,31,16] |
Es sprach Diviciacus: Caesar könne verhindern, dass eine noch größere Menge an Germanen über den Rhein geführt werde. |
Senectus est natura loquacior. [Cato 55] |
Im Alter ist man von Natur aus ziemlich geschwätzig. |
Superlativ
Der Superlativ bezeichnet bei explizitem oder implizitem Vergleich eine Höchststufe (eigentlicher Superlativ). Ohne Vergleichsgedanke nennt er eine Eigenschaft, die besonders stark ausgeprägt ist („Elativ“; Übersetzung mit sehr oder bildhaftem Ausdruck).
Apud Helvetios longe nobilissimus fuit et ditissimus Orgetorix. [Gall.1,2,1] |
Bei den Helvetiern war Orgetorix bei weitem der vornehmste und reichste. |
Saepibus densissimis interiectis prospectus impeditus est. [Gall.2,22,1] |
Da sehr dichter Bewuchs dazwischen lag, wurde die Sicht behindert. |
Attribut
Ein Adjektiv, das in KNG-Kongruenz zu einem Substantiv steht und inhaltlich ausschließlich eine Eigenschaft dieses Substantivs nennt, verwirklicht ein Attribut. Außerdem kann ein substantiviertes Adjektiv im Genitiv als Attribut zu einem anderen Substantiv stehen.
Sinnträger
Ein Adjektiv, das zusammen mit der Kopula esse oder einem kopulativen Verb ein Prädikat bildet, verwirklicht einen Sinnträger ("Prädikatsnomen").
Adjektiv als Gleichsetzungsnominativ und -akkusativ
Wenn ein kopulatives Verb sowohl durch ein Adjektiv als Sinnträger ergänzt wird als auch das so gebildete Prädikat durch einen Nominativ oder Akkusativ, nennt man den Sinnträger Gleichsetzungsnominativ bzw. -akkusativ. S. dazu das Substantiv im Nominativ bzw. das Substantiv im Akkusativ.
Graeciae sicut apud nos delubra magnifica humanis consecrata sunt simulacris, quae Persae nefaria putaverunt. [rep.3,14] |
Großartige Tempel Griechenlands wurden wie bei uns Götterbildern mit menschlichem Aussehen geweiht, was die Perser für gottlos hielten. |
Ergänzung
Substantiviert wird ein Adjektiv besonders häufig im Neutrum Plural verwendet. Es kann dann mit Dinge oder Singular übersetzt werden. Substantiviert kann ein Adjektiv die gleichen syntaktischen Funktionen wie ein Substantiv ausüben.
Adjektiv ohne Bezugswort
Ein Adjektiv kann aus zwei Gründen ohne Bezugswort stehen: Entweder ist es substantiviert gebraucht oder es bezieht sich – als Sinnträger oder als attributives Adverbiale – auf das inhaltliche Subjekt des Satzes, das lediglich durch die Endung des Prädikats angedeutet ist:
Ille Tarquinius, quem maiores nostri non tulerunt, non crudelis, non impius, sed superbus est habitus et dictus. [Phil.3,9] |
Jener Tarquinius, den unsere Vorfahren nicht ertrugen, wurde nicht für grausam und gottlos, sondern für hochmütig gehalten und als solcher bezeichnet. |
Si tibi non graves sumus, refer ad illa te, quae ad ipsius orationis laudem splendoremque pertinent. [de orat.3,145] |
Wenn wir dir nicht lästig sind, wende dich jenen Fragen zu, die Ruhm und Glanz der Rede selbst betreffen. |
Ego, quod invitus ac necessario facio, neque diu neque diligenter facere possum. [S.Rosc.123] |
Ich kann, was ich nur ungern und gezwungenermaßen tue, weder lange noch sorgfältig tun. |
freie Angabe
Ein Adjektiv, das in KNG-Kongruenz zu einem Substantiv steht und inhaltlich sowohl dieses Substantiv als auch das Prädikat erläutert, verwirklicht ein bezogenes Adverbiale („Prädikativum“). Ein substantiviertes Adjektiv kann außerdem die syntaktische Funktion eines unbezogenen Adverbiales übernehmen.
Ein bezogenes Adverbiale wird im Deutschen meistens mit Adverb oder Präpositionalgefüge wiedergegeben. Prosaschriftsteller verwenden besonders Adjektive des körperlichen und geistigen Zustands sowie des Ortes, der Zeit und der Zahl in dieser Weise, Dichter auch andere Adjektive:
Est hoc Gallicae consuetudinis, uti et viatores etiam invitos consistere cogant et, quod quisque eorum de quaque re audierit aut cognoverit, quaerant. [Gall.1,5,2] |
Dies ist eine Eigentümlichkeit der gallischen Lebensweise, dass sie Reisende zwingen sogar gegen ihren Willen anzuhalten und sie fragen, was ein jeder von ihnen über jede Sache gehört oder in Erfahrung gebracht hat. |
Ipse in colle medio triplicem aciem instruxit; in summo iugo duas legiones et omnia auxilia conlocavit. [Gall.1,24] |
Er selbst richtete auf halber Höhe des Hügels eine dreifach gestaffelte Schlachtreihe ein. Ganz oben auf dem Bergrücken stellte er zwei Legionen und alle Hilfstruppen auf. |
Si quis artem amandi non novit, hoc legat et lecto carmine doctus amet. [Ov.ars 1,1f] |
Wenn jemand die Kunst des Liebens nicht kennt, soll er dies lesen und nach der Lektüre des Gedichts mit Verstand lieben. |
Bestimmen Sie jeweils die Wortart von verum.
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Das Pronomen
Im Lateinischen verwendet man ein Pronomen wie im Deutschen, wenn man die Wiederholung eines Nomens vermeiden will (Personal-, Possessiv- und manche Demonstrativpronomina), wenn man ein Nomen erläutern möchte (Relativ- und manche Demonstrativpronomina) oder wenn man ein Nomen nicht genau bestimmen kann oder will (Interrogativ- und Indefinitpronomina). Da ein Pronomen – wie der Name sagt – anstatt eines Nomens steht, sind seine syntaktischen Funktionen fast so zahlreich wie die eines Substantivs und Adjektivs. Es kann allerdings nie die Rolle eines bezogenen Adverbiales übernehmen.
Genus-Attraktion eines Pronomens an das Prädikatsnomen
Nos iis fidem habemus, quos ex tempore consilium capere possunt. Hanc enim utilem homines existimant prudentiam.
[vgl. Cic.off.2,33] |
Wir schenken denjenigen Vertrauen, die situationsgerecht einen Plan fassen können. Dies halten die Menschen nämlich für nützliche Klugheit |
Ista quidem vis est! [Suet.Iul.82,1] |
Das ist ja Gewalt! |
Ultimum bonorum Epicurus in voluptate ponit, quod summum bonum esse vult. [fin.1,29] |
Das ultimativ Beste sieht Epikur in der Lust, von der er will, dass sie das höchste Gut ist |
Quid est pietas nisi voluntas grata in parentes? Quae potest esse vitae iucunditas sublatis amicitiis? [Planc.80] |
Was ist Kindesliebe wenn nicht eine dankbare Gesinnung gegenüber den Eltern? Was kann Freude im Leben sein, wenn es keine Freundschaften gibt? |
Personalpronomen
Ein Personalpronomen verweist auf eine Person und wird deshalb nur substantivisch gebraucht. Da im Lateinischen das Prädikat allein mit seiner Endung das Subjekt bezeichnen kann, steht das lateinische Personalpronomen viel seltener als das deutsche. Als Subjekt erscheint es nur zur Betonung oder Kontrastierung mit anderen Personen.
Nos, nos, dico aperte, consules desumus. [Cat.1,3] |
Wir, wir – ich sage es offen – die Konsuln sind säumig. |
Dixi ego idem in senatu caedem te optumatium contulisse in ante diem V Kalendas Novembris. [Cat.1,7] |
Ich habe im Senat auch vorausgesagt, dass du die Ermordung der Optimaten auf den 28. Oktober gelegt habest. |
Personalpronomen | |||
1. Person | 2. Person | 3. Person | |
nicht reflexiv | reflexiv | ||
ego; nos |
tu; vos |
is, ea, id; ei, eae, ea |
sui, sibi, se, se; sui, sibi, se, se |
Reflexivität und Nichtreflexivität in der 3. Person des Personalpronomens
Die Form des Personalpronomens der 3. Person hängt im Deutschen und im Lateinischen nicht nur von Kasus, Numerus und Genus ab, sondern auch vom Verhältnis des Personalpronomens zum Subjekt:
Wenn in einem AcI die mit dem Personalpronomen bezeichnete Person identisch ist mit dem Subjekt, steht im Lateinischen das reflexive Personalpronomen, im deutschen dass-Satz dagegen das nichtreflexive Personalpronomen.
Ein reflexives Personalpronomen kann in einem AcI auch deshalb stehen, weil ein Pronomen mit dem Binnensubjekt identisch ist.
Orgetorix per eos, ne causam diceret, se eripuit. [Gall.1,4,2] |
Orgetorix entzog sich durch sie einer Aussage vor Gericht. |
Caesar negat se more et exemplo populi Romani posse iter ulli per provinciam dare. [Gall.1,8,3] |
Caesar sagte, er könne aufgrund der traditionellen Verhaltensweise des römischen Volkes niemandem die Durchreise durch die Provinz gestatten. |
Ego, patres conscripti, memoria teneo Q. Scaevolam augurem cotidie facere omnibus potestatem conveniendi sui. [Phil.8,31] |
Ich, ihr Senatoren, erinnere mich, dass der Augur Q. Scaevola allen die Möglichkeit einräumte ihn zu treffen. |
Quod sibi petitur, certe alteri non exigitur. [Q.Rosc.52] |
Was man für sich fordert, treibt man sicher nicht für den anderen ein. |
Cassius constituit, ut ludi absente se fierent suo nomine. [Att.15,11,2] |
Cassius beschloss, dass trotz seiner Abwesenheit Spiele in seinem Namen stattfinden sollten. |
Reflexive Pronomina in einem AcI oder innerlich abhängigen Nebensatz können sich also auf den Subjektsakkusativ bzw. das Subjekt des Nebensatzes oder auf das übergeordnete Subjekt beziehen. Um Missverständnisse zu vermeiden, steht manchmal anstelle eines indirekt reflexiven Personalpronomens ipse.
Ariovistus ad Caesarem legatos mittit, uti ex suis legatis aliquem ad se mitteret. [Gall.1,47,1] |
Ariovist schickte Gesandte zu Caesar, damit er einen seiner (dir.) Legaten zu ihm (ind.) schicke. |
Caesar centuriones vehementer incusavit: Quid tandem vererentur aut cur de sua virtute aut de ipsius diligentia desperarent. [Gall.1,40,4] |
Caesar machte den Zenturionen schwere Vorwürfe: Wovor sie denn Angst hätten oder warum sie an ihrer Tapferkeit oder seiner Umsicht zweifelten. |
Die Genitive nostrum und vestrum
Die Genitive nostrum und vestrum (Kurzformen für nostrorum und vestrorum) werden dann verwendet, wenn der Genitiv die semantische Funktion eines Genitivus totius hat.
Catilina notat et designat oculis ad caedem unumquemque nostrum. [Cat.1,2] |
Catilina weiht mit seinem Blick einen jeden von uns dem Tod. |
Is,ea,id als Ersatzform eines nichtreflexiven Possessivpronomens und als Demonstrativpronomen
Zu is,ea,id in anderen Rollen als der eines Personalpronomens s. die Kapitel Possessivpronomen und Demonstrativpronomen.
Reflexive Pronomina in indirekter Rede
Da die Haupt- und Nebensätze der indirekten Rede vom Prädikat des einleitenden Satzes innerlich abhängig sind, herrscht in ihnen indirekte Reflexivität, d.h. bei Bezug auf das Subjekt des einleitenden Satzes stehen reflexive Personal- und Possessivpronomina.
"Eo minus dubitationis mihi datur, quod eas res, quas commemoravisti, memoria teneo." | "Für mich besteht (gerade) deshalb weniger Zweifel, weil ich diese Ereignisse, die ihr erwähnt habt, (durchaus) kenne." |
Caesar ita respondit: Eo sibi minus dubitationis dari, quod eas res, quas legati Helvetiii commemorassent, memoria teneret. [Gall.1,14,1] |
Caesar antwortete so: Für ihn bestehe (gerade) deshalb um so weniger Zweifel, weil er diese Ereignisse, die die helvetischen Gesandten erwähnt hätten, (durchaus) kenne. |
Zum Konjunktiv in indirekter Rede s. "Konjunktiv in indirekter Rede" und zum AcI s. "AcI in indirekter Rede".
Possessivpronomen
Ein Possessivpronomen wird gewöhnlich adjektivisch gebraucht, es kann aber auch wie ein Adjektiv substantivisch verwendet werden. Es bezeichnet einen Besitzer im eigentlichen oder übertragenen Sinn.
Sensistine Praeneste meo iussu meis praesidiis, custodiis, vigiliis esse munitam? [Cat.1,8]. |
Hast du bemerkt, dass Praeneste auf meinen Befehl hin von meinen Wachtposten, Aufpassern und Nachtwachen geschützt wurde? |
Suum cuique. | Jedem das Seine. |
Possessivpronomen | |||
1. Person | 2. Person | 3. Person | |
nicht reflexiv | reflexiv | ||
meus, mea, meum; noster, nostra, nostrum |
tuus, tua, tuum; vester, vestra, vestrum |
eius; eorum, earum, eorum |
suus, sua, suum; suus, sua, suum |
Reflexivität und Nichtreflexivität in der 3. Person des Possessivpronomens
Im Lateinischen muss – anders als im Deutschen – auch beim Possessivpronomen der 3. Person das Verhältnis des Pronomens zum Subjekt beachtet werden. Es gelten die gleichen Regeln wie beim Personalpronomen:
Orgetorix confirmat se suis copiis suoque exercitu illis regnum conciliaturum (esse). [Gall.1,3,7] |
Orgetorix versicherte, dass er mit seinen Truppen und seinem Heer jenen Königreiche verschaffen werde. |
Helvetios in fines suos reverti iussit. [Gall.1,28,3] |
Caesar befahl, dass die Helvetier in ihr Gebiet zurück zogen. |
Caesar Fabium cum sua legione remittit in hiberna. [Gall.5,53,3] |
Caesar schickte Fabius mit seiner eigenen (also der des Fabius) Legion ins Winterlager. |
Cassius constituit, ut ludi absente se fierent suo nomine. [Att.15,11,2] |
Cassius beschloss, dass trotz seiner Abwesenheit Spiele in seinem Namen stattfinden sollten. |
Is,ea,id als Personalpronomen und als Demonstrativpronomen
Zu is,ea,id als Personalpronomen oder Demonstrativpronomen s. die Kapitel Personalpronomen und Demonstrativpronomen.
Demonstrativpronomen
Demonstrativpronomina können sowohl substantivisch als auch adjektivisch gebraucht werden.
Quo etiam maiore sunt isti odio supplicioque digni, qui deorum templis atque delubris sunt funestos ac nefarios ignes inferre conati. [Cat.3,22] |
Desto größere Verachtung und Bestrafung verdienen diese Typen, die versucht haben, an die Tempel und Heiligtümer der Götter ganz unsägliches Feuer zu legen. |
Quam diu etiam furor iste tuus nos eludet? [Cat. 1,1] |
Wie lange denn noch wird uns dieser dein Wahnsinn zum Narren halten? |
Demonstrativpronomen | ||
hic, haec, hoc | dieser, mein/unser, folgender | |
bezeichnet eine Person oder Sache, die dem Sprecher örtlich oder zeitlich nahe steht oder liegt. | ||
Da mihi hunc librum! | Gib mir dieses Buch! | |
Diligimus hanc urbem. | Wir lieben unsere Stadt. | |
Caesar haec locutus est: … | Caesar sagte Folgendes: … |
is, ea, id | dieser | |
hat die gleichen semantischen Funktionen wie hic,haec,hoc. (Zu seinen Funktionen als nichtreflexives Personalpronomen und Possessivpronomen der 3. Person s. u.). | ||
Da mihi eum librum! | Gib mir dieses Buch! |
iste, ista, istud | der da | |
bezeichnet – häufig mit abwertendem Sinn – eine Person oder Sache, die dem Angesprochenen örtlich oder zeitlich nahe liegt. | ||
Ista subsellia vacua sunt. | Die Bänke in deiner Nähe sind leer. | |
Iste mihi maledixit. | Der Schuft da hat mich beleidigt. |
ille, illa, illud | jener, der bekannte | |
bezeichnet eine Person oder Sache, die dem Sprecher fern liegt. Diese Ferne kann z.B. durch das Alter, den Ruhm, aber auch nur formal durch die Position des Bezugswortes im vorausgehenden Satz bedingt sein. | ||
Illis temporibus mores maiorum vigebant. | In jenen Zeiten hatten die Sitten der Vorfahren große Bedeutung. | |
Illum Ciceronem in exilium miserunt. | Den berühmten Cicero haben sie in das Exil geschickt. | |
Hannibal et Scipio praeclari sunt: hic Romanus, ille Poenus natione. | Hannibal und Scipio sind weltberühmt: der letzgenannte war Römer, der erstgenannte Punier. |
idem, eadem, idem | derselbe | |
weist auf eine bereits genannte Person oder Sache hin, um eine gleichartige oder gegensätzliche Aussage hinzuzufügen. | ||
Cicero disertus fuit idemque doctus. | Cicero war beredt und zugleich/ auch gebildet | |
Quidam student rebus obscuris et eisdem non necessariis. | Manche bemühen sich um geheimnisvolle, aber unnötige Dinge. |
ipse, ipsa, ipsum | selbst, persönlich, schon, genau | |
bezeichnet eine Person oder Sache, die der Sprecher hervorheben möchte. | ||
Ipse dixit. | Er hat es selbst/persönlich gesagt. | |
Ipsa spes homines adiuvat. | Schon die Hoffnung hilft den Menschen. | |
Ipsos decem dies afuit. | Sie ist genau zehn Tage lang weggewesen. |
Ipse,ipsa,ipsum bei inhaltlicher Identität von Subjekt und Objekt auf das Subjekt bezogen
Um das Subjekt besonders zu betonen, bezieht sich ipse,ipsa,ipsum manchmal auch dann formal auf das Subjekt, wenn es nach dem deutschen Sprachgefühl auf das Objekt bezogen sein müsste.
Non potest exercitum is continere imperator, qui se ipse non continet. [Manil.38] |
Nicht im Griff haben kann sein Heer ein solcher Feldherr, der sich selbst nicht im Griff hat. |
Regel von der umgekehrten Kongruenz bei pronominalem Subjekt und zweiteiligem Prädikat
Is,ea,id als Personalpronomen und als Ersatzform eines nichtreflexiven Possessivpronomens
Zu is,ea,id als Personalpronomen oder Ersatzform eines nichtreflexiven Possessivpronomens s. die Kapitel Personalpronomen und Possessivpronomen.
Relativpronomen
Ein Relativpronomen kongruiert in Genus und Numerus wie ein Adjektiv mit einem Bezugswort, ist in seinem Kasus aber von der Konstruktion des Relativsatzes abhängig. Es knüpft eine Beziehung zum übergeordneten Satz (s. dazu Der Relativsatz).
Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam Celtae. [Gall.1,1,1] |
Gallien ist – grob gesehen – in drei Teile geteilt, von welchen den einen die Belger, den anderen die Aquitaner und den dritten die Kelten bewohnen. |
Relativpronomen | |
qui, quae, quod | welcher, welche, welches, der, die, das, wer, was (bei fehlendem Bezugswort) |
quicumque, quaecumque, quodcumque | wer auch immer, welche auch immer, was auch immer |
quisquis, quidquid (nur im Nom.) | jeder,der / alles,was |
Quocum, quacum und quibuscum
Die Präposition cum steht gewöhnlich hinter dem Ablativ des Relativpronomens und wird mit diesem zusammengeschrieben.
Relativischer Satzanschluss
Beim „relativischen Satzanschluss“ knüpft das Relativpronomen keine Beziehung zu einem übergeordneten, sondern zu einem gleichgeordneten Satz. In diesem Fall wird das Relativpronomen mit Demonstrativ- oder Personalpronomen übersetzt.
Pater Oppianici Cluentium suo testimonio sublevat. Quod recita! [Cluent.168] |
Der Vater des Oppianicus entlastet den Cluentius durch sein Zeugnis. Lies es vor! |
Häufige relativische Satzanschlüsse:
qua re | deshalb | quodsi | wenn aber/nun/also |
quam ob rem | deshalb | quae cum ita sint | unter diesen Umständen |
qua de causa | deshalb | quibus rebus gestis | darauf |
quapropter | deshalb | quibus rebus cognitis | auf diese Kunde |
Interrogativpronomen
Interrogativpronomina unterscheiden sich bei substantivischem und adjektivischem Gebrauch teilweise in ihren Formen. Mit ihnen kann am Anfang eines Haupt- oder Nebensatzes eine Person oder Sache erfragt werden (s. dazu „Der abhängige Fragesatz“).
Quis te ex hac tanta frequentia totque tuis amicis ac necessariis salutavit? [Cat.1,16] |
Wer von dieser so großen Menge und deinen so vielen Freunden und Bekannten hat dich gegrüßt? |
Qui locus ingenium patroni requirit aut oratoris eloquentiam magno opere desiderat? [S.Rosc.34] |
Welcher Anklagepunkt erfordert (überhaupt) das Talent eines Anwalts oder verlangt in besonderer Weise die Fähigkeit eines Redners? |
Interrogativpronomen | |
quis, quid | wer, was |
qui, quae, quod | welcher, welche, welches |
uter, utra, utrum | wer von beiden |
qualis, quale | wie beschaffen |
quantus, quanta, quantum | wie groß |
Quis statt qui für die Frage nach dem Namen
Statt qui wird gewöhnlich quis adjektivisch neben Personenbezeichnungen verwendet, wenn nach dem Namen einer Person gefragt wird. Bei der Frage nach der Beschaffenheit einer Person steht erwartungsgemäß qui.
Quis tota Italia veneficus, quis gladiator, quis latro, quis sicarius, quis parricida inveniri potest, qui se cum Catilina non familiarissime vixisse fateatur? [Cat.2,7] |
Welchen Giftmischer kann man in ganz Italien finden, welchen Gladiator, welchen Räuber, welchen Halsabschneider oder welchen Mörder, der nicht offen bekennt, dass er mit Catilina sehr eng zusammengelebt hat? |
Indefinitpronomen
Indefinitpronomina beziehen sich auf eine Einzelperson oder auf eine Gruppe. Wenn sie sich auf eine Einzelperson beziehen, sind sie entweder deshalb unbestimmt, weil der Sprecher die gemeinte Person nicht nennen will (Ein gewisser Schüler hat bei dieser Klassenarbeit eine schlechte Note geschrieben.) oder nicht nennen kann (Irgendein Schüler hat vor meinem Eintreffen die Tafel bekritzelt.). Auf eine Gruppe bezogen ist entweder „jeder“ oder „keiner“ in der Gruppe gemeint.
Wie im Deutschen wird auch im Lateinischen zwischen adjektivischem und substantivischem Gebrauch der Indefinitpronomina unterschieden:
Quis enim umquam litteras ad se ab amico missas offensione aliqua interposita palam recitavit? [Phil.2,7] |
Wer hat denn jemals einen Brief, der ihm von seinem Freund geschickt wurde, öffentlich vorgelesen, nur weil irgendeine Kränkung zwischen sie getreten war? |
Metuit Antonius, ne suorum aliquis a Cyda, Lysiade, Curio condemnetur? [Phil.8,27] |
Fürchtet Antonius, dass irgendeiner seiner Leute von Cydas, Lysiades oder Curius verurteilt wird? |
Indefinitpronomen | ||
adjektivisch | substantivisch | |
E i n z e l p e r s o n | ||
ein gewisser, ein | jemand, etwas | |
quidam, quaedam, quoddam | quidam, quaedam, quiddam | |
irgendein | irgendjemand | |
In Sätzen mit bejahtem Sinn: | aliqui, aliqua, aliquod | aliquis, aliqua, aliquid |
In Sätzen mit verneintem Sinn: | ullus, ulla, ullum | quisquam, quidquam |
Nach einem Stützwort wie ne, si, nisi, num, quo, quando, ubi, cum: | qui, quae/qua, quod | quis, quae/qua, quid |
G r u p p e | ||
jeder | jeder | |
unusquisque, unaquaeque, unumquodque | unusquisque, unumquidque | |
Nach Reflexiv-, Relativ- und Interrogativpronomen, Superlativ und Ordnungszahl als Stützwort: | quisque, quaeque, quodque | quisque, quidque |
kein | niemand, nichts | |
nullus, nulla, nullum | nemo, nullius, nemini,neminem, nullo (im Neutrum nur nihil) |
Steigerndes und abschwächendes quidam
Wenn eine Form von quidam zwischen Adjektiv oder Pronomen und Substantiv steht, verstärkt diese meistens die Adjektiv- oder Pronomenbedeutung:
Natura inest in mentibus nostris insatiabilis quaedam cupiditas veri videndi. [Tusc.1,44] |
Von Natur aus liegt in unserem Geist eine ganz unersättliche Begierde, die Wahrheit zu erkennen. |
Nonnulli suum quoddam institutum consequuntur. [off.1,116] |
Manche verfolgen ihr ganz eigenes Ziel. |
Umgekehrt kann quidam aber auch einen kühnen bildhaften Ausdruck abschwächen:
Est ambulantibus ad hunc modum sermo ille nobis institutus et a tali quodam ductus exordio: …. [Tusc.2,10] |
Wir führten, während wir spazieren gingen, auf folgende Weise unser Gespräch und begannen ungefähr mit folgender Einleitung: … |
Adjektivische Verwendung von nemo vor Personenbezeichnungen
Bei männlichen Personenbezeichnungen, Adjektiven und Zahlwörtern wird nemo, ähnlich wie quis und quisquam, adjektivisch verwendet:
Metellus, qua iniuria nemo umquam in aliquo magistratu improbissimus civis adfectus est, ea me consulem adfecit. [fam.5,2,7] |
Metellus hat mich als Konsul so beleidigt, wie der übelste Bürger in irgendeinem Amt niemals beleidigt worden ist. |
Nescio quis
Fragepronomina nach nescio leiten meistens keinen abhängigen Fragesatz ein, sondern bilden mit nescio eine Einheit, die einem Interrogativpronomen oder -adverb gleich kommt. Dabei wird auch nescio quis wie quis, quisquam und nemo häufig adjektivisch verwendet. Bei Eigennamen hat nescio quis in der Regel eine abwertende Bedeutung.
Accedit Saxa nescio quis, quem nobis Caesar ex ultima Celtiberia tribunum plebis dedit. [Phil.11,12] |
Es kommt irgendein Saxa daher, den uns Caesar aus dem hintersten Keltiberien als Volkstribun beschert hat. |
nescio quis/qui | irgendjemand | nescio quo modo | irgendwie |
nescio quid/quod | irgendetwas | nescio quando | irgendwann |
Weitere Indefinitpronomina
Als Indefinitpronomina treten auch die Zusammensetzungen quivis, quaevis, quodvis (jeder beliebige) und quilibet, quaelibet, quodlibet (jeder beliebige) auf.
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Das Zahlwort
Wie im Deutschen gibt es auch im Lateinischen Grundzahlen (eins, zwei, drei), Ordnungszahlen (der erste, der zweite, der dritte) und Vervielfältigungszahlen (einfach, zweifach, dreifach). Eine Besonderheit des Lateinischen sind jedoch die Verteilungszahlen (je einer, je zwei, je drei).
Grundzahl („Kardinalzahl“)
Eine Grundzahl erläutert gewöhnlich adjektivisch ein Substantiv hinsichtlich seiner Anzahl, sie kann aber auch substantivisch gebraucht werden. Von den Grundzahlen sind 1 bis 3, die Vielfachen von 100 (aber nicht centum selbst) und die Vielfachen von 1000 (aber nicht mille sebst) deklinierbar.
Grundzahlen | |
unus, una, unum | ein, eine, ein |
duo, duae, duo | zwei |
tres, tria | drei |
quattuor usw. | vier |
Zusammengesetzte Grundzahlen
Adjektivisches mille und substantivisches milia
Der indeklinable Singular mille steht im Nominativ und manchmal im Akkusativ substantiviert mit Genitivus totius, in den anderen Kasus wie ein indeklinables Adjektiv bei seinem Bezugswort.
Der deklinable Plural milia, milium dagegen steht gewöhnlich substantiviert mit Genitivus totius, wenn das Bezugswort unmittelbar folgt. Wenn das Bezugswort nicht unmittelbar folgt und bei Münz- und Maßsubstantiven kann milia jedoch attributiv verwendet werden.
Interea Commius reliquique duces cum omnibus copiis ad Alesiam perveniunt et non longius mille passibus ab nostris munitionibus considunt. [Gall.7,79,1] |
Unterdessen gelangten Commius und die übrigen Heerführer mit allen Kriegsscharen nach Alesia und ließen sich nicht weiter als eine Meile von unseren Schanzanlagen entfernt nieder. |
Tandem vulneribus defessi et pedem referre et, quod mons suberat circiter mille passuum, eo se recipere coeperunt. [Gall.1,25,5] |
Endlich waren sie von ihren Wunden erschöpft. Deshalb begannen sie zurückzuweichen und, weil ein Berg nur ungefähr eine Meile entfernt lag, sich dorthin zurückzuziehen. |
Ita iter fecerunt, ut inter novissimum hostium agmen et nostrum primum non amplius quinis aut senis milibus passuum interesset. [Gall.1,15,5] |
So zogen sie weiter, dass zwischen der Nachhut der Feinde und unserere Vorhut nicht mehr als fünf oder sechs Meilen Abstand war. |
Duo milia quingenti milites pugnant. | Zweitausendfünfhundert Soldaten kämpfen. |
Decem milia talenta Gabinio sunt promissa. [Rab.Post.21] |
10.000 Talente wurden Gabinius versprochen. |
Ordnungszahl („Ordinalzahl“)
Eine Ordnungszahl erläutert gewöhnlich wie ein Adjektiv ein Wort hinsichtlich seiner Position in einer Menge, sie kann aber auch substantiviert gebraucht werden. Ordnungszahlen sind deklinierbar.
Ordnungszahlen | |
primus, a, um | der erste, die erste, das erste |
secundus, a, um | der zweite, die zweite, das zweite |
tertius, a, um | der dritte, die dritte, das dritte |
quartus, a, um usw. | der vierte, die vierte, das vierte |
Zusammengesetzte Ordnungszahlen
Auch Ordnungszahlen werden einfach zusammengestellt, wobei zuerst die größere steht (z. B. millesimus sescentesimus duodequinquagesimus – der 1648). Bis 100 können auch sie auch mit et verbunden werden, doch steht dann zuerst die kleinere (z. B. tertio et trigesimo anno - im Alter von 33 Jahren).
Jahresangaben mit Ordnungszahlen
Im Lateinischen werden, anders als im Deutschen, Jahresangaben mit Ordnungszahlen gebildet.
Q. Fabius - tertio hic anno ante consul fuerat - princips in confertos Veientes iit. [Liv.2,46,4] |
Quintus Fabius - er war vor zwei Jahren Konsul gewesen - drang als erster auf die dichtgedrängten Reihen der Leute von Veji ein. |
Macedo Alexander, cum ab ineunte aetate res maximas gerere coepisset, nonne tertio et tricesimo anno mortem obiit? [Phil.5,48] |
Starb Alexander aus Makedonien, obwohl er seit seines Lebens größte Taten vollbracht hatte, nicht im Alter von 33 Jahren? |
Potestatem (censoris) minuere, quo minus de moribus nostris quinto quoque anno iudicaretur, nemo conatus est. [Pis.10] |
Niemand hat gewagt, die Macht des Zensors einzuschränken, dass er gemäß unserer Tradition alle vier Jahre beurteilt wird. |
Vervielfältigungszahl („Multiplikativzahl“)
Eine Vervielfältigungszahl gibt als Adverbiale die Häufigkeit einer Prädikatshandlung an. Von Dichtern werden manchmal mit attributiv verwendeten Vervielfältigungszahlen Grundzahlen gebildet (z.B. ter deni für 30). Vervielfältigungszahlen sind nicht deklinierbar.
Vervielfältigungszahlen | |
semel | einmal |
bis | zweimal |
ter | dreimal |
quater | viermal |
quinquies | fünfmal |
decies; centies; millies | zehnmal; hundertmal; tausendmal |
Merkspruch: Semmel biß der Kater. |
semel bis ter quater |
Verteilungszahl („Distributivzahl“)
Eine Verteilungszahl bezeichnet adjektivisch die Größe von gleichen Teilmengen. Verteilungszahlen sind deklinierbar.
Verteilungszahlen | |
singuli, ae, a | je einer, je eine, je eines |
bini, ae, a | je zwei |
terni, ae, a | je drei |
quaterni, ae, a | je vier |
quini, ae, a | je fünf |
deni, ae, a; centeni, ae, a | je zehn; je hundert |
Ziehen Sie die passenden Zahlen in die Lösungsfelder.
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